Heft 
Band 21
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Otis 21(2014)

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von Sanierungsmaßnahmen der Tagebaue gezielt geflutet. Aus einem ursprünglich gewässerarmen Altmoränengebiet wurde schrittweise eine Seen­landschaft. Bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts wer­den es voraussichtlich 45 große Tagebauseen sein. Eine 120km südöstlich von Berlin gelegene Land­schaft wird mit über 24.500ha Gewässerfläche zur größten Seenplatte Europas werden(LAUBAG 1996, RysLAvy et al. 2011).

Möwen und Seeschwalben bevorzugen als Le­bensraum die Küste. Nur wenige Arten, wie Lach­möwe Larus ridibundus sowie Fluss- und Trauer­seeschwalbe Sterna hirundo, Chlidonias niger, brüten regelmäßig auch im Binnenland(Bauer et al. 2005). Neueste Entwicklungen im Lausitzer Braun­ kohlerevier , aber auch an anderen großen Gewäs­sern im Binnenland zeigten jedoch, dass bei einem entsprechenden Angebot an Inseln in wenigen Jah­ren artenreiche Möwenkolonien entstehen können, wie sie sonst nur von der Küste her bekannt waren

"(MöckeL& MicHAELISs 1999). Heute nisten dort neben Lachmöwe und Flussseeschwalbe regelmäßig auch die zuvor als ausgesprochene Küstenvögel gelten­den Arten Silber-, Mittelmeer - und Sturmmöwe Larus argentatus, L. michahellis, L. canus. Hinzu kommen als regionale Besonderheiten Steppen­und Schwarzkopfmöwe Larus cachinnans, L. mela­nocephalus. Seit 2009 versucht ferner die Herings­möwe(Larus fuscus intermedius) sich als Brutvogel im Gebiet zu etablieren.

Oft wurden bereits sehr junge Grubenseen- z.T. noch während des Betriebs der Tagebaue- von Mö­wen und Flussseeschwalben zur Brut genutzt. Nach ihrer Gründung wuchsen die Kolonien in der Regel etwa fünf Jahre an, stagnierten dann auf hohem Niveau weitere fünf bis zehn Jahre und erloschen danach wieder. Als Ursachen dafür wurden- ge­ordnet nach abnehmender Bedeutung- folgende Aspekte ermittelt:

1. Die Brutinseln werden vom aufsteigenden Grundwasser überflutet bzw. durch Fremdwas­sereinleitung im Zuge der Restlochflutungen überspült.

Vom Bergbausanierer werden die Inseln be­seitigt, um die Kosten für deren geotechnische Sicherung zu sparen.

Durch Erosion(Wellen, Eis, Wind) kommt es zum natürlichen Abtrag von Inseln; Rutschun­

gen und Setzungsfließen führen ebenso zu de­ren Verschwinden.

In Abhängigkeit von den anstehenden Kipp­substraten besiedeln Pflanzen die kahle Sand­oberfläche der Inseln mehr oder weniger schnell, manche bewalden regelrecht. Zunehmende touristische Nutzung(Badebe­trieb, Bootsverkehr, Surfen) führt zur Beun­ruhigung der Brutinseln, die Vögel werden zur Umsiedlung auf ruhigere Nachbargewässer ge­zwungen.

Trotz der zunächst positiven Entwicklung(MöckeL & MicHAgLISs 1999) droht in Kürze ein nahezu voll­ständiger Verlust aller Brutplätze, und zwar bei allen hier betrachteten Arten. Nur durch gezieltes Management können die Möwen und Seeschwal­ben in der Ober- und Niederlausitz vor einer Aus­löschung ihrer lokalen Brutbestände bewahrt wer­den. Bisher eingeleitete Aktivitäten ehrenamtlicher Vogelschützer erbrachten oft nicht den gewünsch­ten Erfolg.

Gute Voraussetzungen für die schwerpunktmä­ßige Herausbildung einer binnenländischenSee­vogelbrutstätte bot letztlich die geotechnisch ge­sicherte Insel im Gräbendorfer See. Die anfängliche Situation war allerdings wenig ermutigend und rief nach gezieltem Management. Über die eingeleiteten Maßnahmen und deren Erfolge wird hier berichtet.

2 Der Gräbendorfer See und seine Insel

Der Gräbendorfer See befindet sich landkreis­übergreifend(OSL/SPN ) ca. 20 km südwestlich von Cottbus . Geflutet wurde der frühere Tagebau Gräbendorf(Braunkohlegewinnung 1981-1992) ab März 1996 mit Wasser aus der Spree . Der bei einer Wasserfläche von 457ha seit 2007 mit einer Ein­stauhöhe von 67,2-67,5 m ü. NN vollständig gefüllte See(LMBV 2007) weist eine gute Wasserqualität auf(pH-Wert nahe 7, hohe Sichttiefe).

Eine besondere Bedeutung für den Vogelschutz kommt der in der Südhälfte des Sees gelegenen Hauptinsel zu(Abb. 1). Diese ist etwa 22 ha groß (Länge 800 m, bis zu 390 m Breite). Daneben exis­tiert östlich der Hauptinsel eine kleinere Insel von