Heft 
Band 21
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der Brutbestand in Brandenburg unter zweitausend Brutpaaren. Dies war einst von ministerieller Seite als Grenzwert für das Eingreifen in die Brutkoloni­en festgelegt worden. Seit 2011 erfolgen demnach keine entsprechenden Maßnahmen mehr. Der Fi­schereiverband hatte in jenem Jahr seinen bislang letztmalig gestellten Antrag zurückgezogen. Beim Trend der letzten Jahre können noch die mensch­lichen Eingriffe auf die Nachwuchsrate in den Jah­ren 2005 bis 2010 nachwirken, zunehmend wird die Entwicklung aber durch natürliche bzw.quasi-na­türliche Abläufe beeinflusst. Einen maßgeblichen Einfluss scheint dabei das Wirken von Waschbären zu haben. Zeichen dessen ist auch eine zunehmen­de Dynamik des Entstehens und Vergehens von Brutkolonien(Abb. 5).

Aussagen zum Rast- und Zugverhalten von Kor­moranen basieren auf den Wiederfunden und stark angestiegenen Ablesungen der seit 1995 in Bran­ denburg beringten Individuen, von denen seit 2009 etwa eintausend zusätzlich mit Farbringen verse­hen wurden(Abb. 6). Abb. 7 zeigt den Gesamttrend in Deutschland und den für den Kormoran wich­tigsten Bundesländern.

Basierend auf den Ergebnissen der seit den 1990er Jahren in Brandenburg laufenden Programme Monitoring häufiger Brutvogelarten bzw. Monitoring seltener Brutvogelarten werden im Winterhalbjahr 2014/15 von Maik Jurke und Tors­ten Ryslavy die Bestandstrends für den Zeitraum 1995 bis 2014 aktualisiert bzw. ausgewertet. Damit wird erstmals eine Trendauswertung für einen Zeitraum von 20 Jahren vorliegen. Die methodi­schen Einzelheiter werden aufgeführt. Mit biszu 60 besetzten Probeflächen pro Jahr bei der Revierkar­tierung(1995-2006), bis zu 112 besetzten Routen pro Jahr bei der Punkt-Stopp-Zählung(1995-2014) und bis zu 182 besetzten Probeflächen pro Jahr bei der Linienkartierung(2004-2014) hat Brandenburg

_ deutschlandweit mit die meisten Probeflächen beim Monitoring häufiger Brutvogelarten. Für den größ­ten Teil der etwa 140 häufigen und mittelhäufigen Arten werden die Trendanalysen aufgrund des aus­reichenden Dateninputs statistisch belastbar sein, ebenso bei den seltenen Brutvogelarten. Eine Aus­wertung der ersten zehn Jahre der Linienkartierung im Monitoring häufiger Brutvogelarten erfolgt in diesem Heft(JurKe& RysLAvy 2014).

Otis 21(2014) NsıLııııAALıAA MMS Zt(ULLA)

Immer häufiger trifft man auf den Beobachtungs­türmen im Land Brandenburg auf Vogelfreunde aus den Niederlanden , Dänemark , Großbritan­ nien und anderen Ländern.(Abb. 8). Vielleicht hat dazu derBirdwatching Guide to Brandenburg and Berlin von Roger White beigetragen, der un­sere Region dem englischsprachigen Publikum näher bringt- Rezension in Otis 18(2011). Diese Entwicklung ist durchaus willkommen, denn sie macht den Wert unserer Landschaften und Schutz­gebiete deutlich- nicht nur für politische Ent­scheidungsträger, sondern auch für Einheimische, die bisweilen wenig Verständnis für Schutzmaß­nahmen haben. Hinzu kommt, was man auch mit sperrigen Begriffen wieInwertsetzung von Bio­diversität oderÖkosystemdienstleistungen be­zeichnet: Besucher konsumieren und übernachten in den Regionen und tragen damit indirekt zur Ak­zeptanz von Vogelschutz bei. Dies war bereits 2006 das Kalkül der Landesregierung, als Brandenburg an der Reihe war, den alljährlich auch in London begangenen Tag der Deutschen Einheit zu organi­sieren. Eine von 15 Veranstaltungen(Tea Parties) war seinerzeit demBirdwatching gewidmet, mit Vorträgen über die Großschutzgebiete und die Vogelwelt Brandenburgs , ebenso über das hiesige Großtrappenprojekt und das englische Wiederan­siedlungsprojekt für die Art. Die Veranstaltung galt damals als eine der erfolgreichsten im Gesamtpro­gramm und wurde in den britischen Medien positiv kommentiert. Auch wenn es inzwischen auf unse­ren Beobachtungstürmen manchmal recht voll ist, muss man als Vogelfreund sicher keine Angst vor dieser Entwicklung haben- ganz bestimmt werden nicht alle der eine Million Mitglieder der Royal So­ ciety for the Protection of Birds nach Brandenburg und Berlin kommen.

Mitte des Jahres 2014 gab es einen Personal­wechsel in der Staatlichen Vogelschutzwarte: Ilona Langgemach übernahm die vakante Leitungsstelle im NaturparkWesthavelland. Als studierte Agrar­pädagogin wechselte sie schon 1991 zum Naturschutz und arbeitete seither in den Naturschutzstationen Niederbarnim (heute Rhinluch), Woblitz und Buck­Ow. Seit 1999 gehörte sie zum festen Team der Vogel­schutzwarte, Wir danken ihr für ihr unermüdliches Engagement. Neben der Öffentlichkeitsarbeit agierte sie in den Bereichen des Vertragsnaturschutzes, der