Simon& Duerr: Nahrungsökologie und Brutbiologie des Kormorans
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Abb. 8:
Gelegegröße bei Erstbruten
Durchschnittliche
Durchschnittliche Gelegegröße
in der Kormorankolonie Rietzer See. Fig. 8: Mean number of eggs of first breeding attempts of Great Cormorants in the colony Rietzer See.
1995 1997
Ringfunde
Winternachweise in Brandenburg beringter Kormorane konnten bisher weder in der Nähe der Geburtskolonie noch in den Potsdamer Havelgewässern erbracht werden. Im Zeitraum von 1995 bis 2009 wurden bei geringeren Beringungszahlen am Riebener See und in den Paretzer Tonstichen allein am Rietzer See 912 nestjunge Tiere beringt. Am Rietzer See als Nestling beringte Kormorane verließen ihren Geburtsort bereits wenige Wochen
nach dem Flüggewerden fast ausnahmslos in südliche Richtungen(Ostsüdost bis West). Mitte und Ende der 1990er Jahre wurden noch Abwanderungen bis Nordafrika festgestellt, 2001 und 2004 gab es nur Einzelfunde überwinternder Vögel im nördlichen Mittelmeerraum, von 2004 bis 2009 liegen die Winterfunde ausnahmslos nördlich der Alpen sowie in Westeuropa . Im Winter 2005/06 gelang mit Nachweisen in Bayern , Baden-Württemberg , Thüringen und Sachsen-Anhalt erstmals der Nachweis von in Deutschland überwinternden Kormoranen mit Herkunft aus der Kolonie am Rietzer See. Diesen folgte in den beiden folgenden Wintern je ein Nachweis in Baden-Württemberg und Hessen . Erst in den strengen Wintern 2009/10 und 2010/11 gelangen wieder Nachweise im nördlichen und westlichen Mittelmeerraum. In anderen Ländern wird teilweise eine deutlich höhere Anzahl an Nestlingen beringt. In Finnland z.B. wurden im Untersuchungszeitraum jedes Jahr mehrere tausend(J. Haapala, mdl. Mitt.) und in Schweden ca. 1.000 Kormorane markiert(L. Jansson, mdl. Mitt.).
1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011
Die Auswertung der Ringfunde zeigt auch, dass im Jahresverlauf zwei Teilpopulationen die untersuchten Gewässer frequentierten: Von Oktober bis März die bei uns durchziehenden und überwinternden Gastvögel und von März bis September die bei uns brütenden Vögel. Durchzügler und Wintergäste kamen überwiegend aus dem Einzugsgebiet der südlichen, mittleren und östlichen Ostsee und legten im Durchschnitt eine Entfernung von rund 1.000 km zurück. Eine Unterscheidung von Phalacrocorax c. carbo und Ph. c. sinensis erfolgte bei den vorliegend untersuchten Vögeln nicht, jedoch stammten alle im Untersuchungsgebiet aufgefundenen beringten Tiere aus dem Verbreitungsgebiet von Ph. c. sinensis(s. auch Heınicke& Köpren 2007). Weiterhin zeigen die Beringungsdaten, dass Kormorane mit bis zu 18 Jahren sehr alt werden können. Nach RUTSCHKE (1998) werden die meisten Tiere am Ende des 4. Lebensjahres geschlechtsreif und würden bei durchschnittlichem Nahrungsangebot jährlich zwei Junge aufziehen. Nach 18 Lebensjahren kann damit die Anzahl erfolgreich aufgezogener Nachkommen durchschnittlich 28 pro Brutpaar betragen. In den Kolonien des Untersuchungsgebietes wurden jedoch im Untersuchungszeitraum fast ausnahmslos geringere Fortpflanzungsziffern von null bis zwei flügge Junge je anwesendes Paar ermittelt(Dürr 2010), was in hohem Maße durch Prädation- insbesondere durch Waschbären- und gezielte menschliche Störungen(Paretzer Tonstiche) bedingt war. In der Kolonie am Rietzer See lag die Fortpflanzungsziffer über den Zeitraum von 1995 bis 2011 betrachtet