Aktuelles aus der Staatlichen Vogelschutzwarte
Mit dem Ende der Flächenstilllegungen werden die einstigen Gunstgebiete für die Biodiversität im Agrarraum zunehmend mit nachwachsenden Rohstoffen bzw. Energiekulturen bestellt. Auf der Website des„Deutschen Maiskomitees“ sind die Trends beim Maisanbau erkennbar(http://www. maiskomitee.de/web/public/Fakten.aspx/Statistik/ Deutschland):
Während einen zunehmenden Trend zeigt, ist der Silomais Maisfläche insgesamt exponentiell ansteigend. Maisflächen sind nicht
und damit auch die nur- vogelartenärmer, sondern auch deutlich individuenärmer als Getreideflächen, auf denen beide Parameter wiederum deutlich niedriger sind als auf Bracheflächen(Jansen& DzıewıaTY 2009). Für die wenigen Vögel, die noch auf Maisflächen brüten, wird dies zur ökologischen Falle, denn der Bruterfolg im Mais ist minimal(DzıewIATY & BernarDy 2010). Da bei Biogasanlagen für den Verlust an Biodiversität durch die dazugehörigen Anbauflächen keine Kompensation vorgesehen ist, muss davon ausgegangen werden, dass jede einzelne zusätzliche Anlage den ökologischen Zustand der Agrarlandschaft weiter verschlechtert. Sofern Getreide als Energiekultur angebaut wird, haben Arten, die sich auf diesen Flächen ansiedeln (z.B. Wiesenweihe, Wiesenschafstelze), durch die frühe oder mehrfache Mahd kaum eine Chance auf Bruterfolg.
Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt der Vogelschutzwarte war auch 2011 das Thema Windkraft. Allein acht Sitzungen der Arbeitsgemeinschaft Tierökologische Abstandskriterien fanden statt. Als Grundlage für künftige Entscheidungen des Ministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz(MUGV) und seiner nachgeordneten Behörden wurde maßgeblich durch die Vogelschutzwarte eine Dokumentation wichtiger Informationen und Daten zu den bei Windkraftplanungen relevanten Vogelarten erstellt(http://www.mugv.brandenburg.de/cms/ detail.php/bb2.c.451792.de). Sowohl diese Dokumentation als auch die gesamtdeutsche Datei der Kollisionsopfer(selbe Website, siehe auch Abb. 1) wird international stark nachgefragt. In einigen Gebieten, z.B. in der Uckerniederung und auf der Nauener Platte, besteht bei Ornithologen und
4%
Zählern der Internationalen Wasservogelzählung der Eindruck, dass Gebiete mit hoher Dichte an Windkraftanlagen mittlerweile großflächig von Gänsen, Schwänen, Kranichen‘und Kiebitzen geräumt sind oder nur noch von vergleichsweise kleinen Rastbeständen aufgesucht werden. Da das Monitoringprogramm„Feldzählungen“ jedoch erst seit kurzer Zeit existiert und noch relativ wenige Mitstreiter hat, kann hier nicht auf systematisch gewonnene Vergleichsdaten aus der Vergangenheit zurückgegriffen werden. Daher an dieser Stelle der Aufruf, ggf. noch in den Tagebüchern vorhandene Altdaten bzw. längere Datenreihen zur Flächennutzung der genannten Arten in Gebieten, in denen heute Windkraftanlagen stehen, möglichst detailliert und flächenscharf zur Verfügung zu stellen. Ein alternativer Weg wäre die selbständige Auswertung und Publikation durch Beobachter oder Fachgruppen, um die Auswirkungen der Landschaftsveränderungen nachvollziehbar zu machen. Diese Datenlücke zeigt, dass im Hinblick auf künftige Planungen gar nicht genug punktgenaue Beobachtungsmeldungen eingegeben werden können. Wichtig sind nicht nur Einzelbeobachtungen, sondern auch das Kriterium der Regelmäßigkeit. Als Eingabemedium, das auch eine schnelle Verfügbarkeit solcher Daten garantiert, eignet sich ornitho.de. Ob die vorgesehenen 2% Vorrangfläche für die Windkraft im gesamtbrandenburgischen Maßstab tatsächlich negative Auswirkungen auf Rastvogelarten im Sinne von Verdrängung haben, kann bisher kaum beurteilt werden. Auf alle Fälle muss davon ausgegangen werden, dass die Landschaft auch ohne die Windkraft nur anteilig für solche Arten verfügbar ist und diese Verfügbarkeit mit zusätzlicher Infrastruktur weiter sinkt(siehe z.B. SCHWANDNER& LANGGEMACH 2011):
Weiterhin bittet die Vogelschutzwarte um die Mitteilung gefundener Kollisionsopfer für die 0.g. Datensammlung. Da bisher nur etwa 5% der ca. 3.000 Windkraftanlagen in Brandenburg einem zeitweiligen Monitoring unterzogen wurden, wäre entsprechendes systematisches Nachsuchen etwa im Rahmen der Arbeit von Fachgruppen willkommen. Bei Interesse kontaktieren Sie bitte Tobias Dürr in der Vogelschutzwarte zur Abstimmung des Untersuchungsschemas. An