Heft 
Band 19
Seite
117
Einzelbild herunterladen

Aktuelles aus der Staatlichen Vogelschutzwarte

Seit kurzem ist Deutschland Teil einer inter­nationalen Initiative zum Greifvogelschutz: Am 21. November 2011 das Afrikanisch-Eurasische Memorandum zum Schutz wandernder Greifvogelarten. Zielarten des Memorandums sind 65 Greifvogelarten aus den Familien der Accipitridae(49 Arten) und Falconidae(15 Arten), der Fischadler als einziger Vertreter der Pandionidae sowie elf Eulenarten Die Wurzeln dieses regionalen Übereinkommens

unterzeichnete Deutschland

gehen auf das Jahr 2003 zurück: Auf der sechsten Weltkonferenz für Greifvögel und Eulen in Budapest wandte sich die Weltarbeitsgruppe für Greifvögel und Eulen im Namen der Konferenzteilnehmer an das Sekretariat der Bonner Konvention, um auf ein entsprechendes multilaterales Abkommen zu drängen(Resolution 3 der Konferenz). Hinter­grund war die Vielzahl der Gefährdungen, denen wandernde Greifvogelarten ausgesetzt sind und ihre besondere Empfindlichkeit gegenüber menschlichen Aktivitäten auf den Zugwegen. Eine Studie des Britischen Umweltministeriums zeigte u.a., dass

117

sich mehr als 50% der wandernden Greifvogel­und Eulenarten in einem schlechten Erhaltungs­zustand befinden. Als herausragende Probleme wurden Lebensraumverlust und-entwertung, illegale Verfolgung sowie Stromschlag und Kollision mit diversen Hindernissen identifiziert. Im Oktober 2007 führte ein Vorbereitungsmeeting Greifvogelexperten aus den vorgesehenen Range States in Schottland zusammen, ein Jahr später wurde das Abkommen in Abu Dhabi ins Leben gerufen und von den ersten 28 Staaten unterzeichnet. Obwohl einAgreement innerhalb der Bonner Konvention die gegenüber einem Memorandum wirkungsvollere Kategorie gewesen und von vielen Greifvogelschützern bevorzugt worden wäre, verbindet sich Hoffnung mit diesem Abkommen. Zu wünschen ist auch, dass ihm Deutschland von nun an wichtige Impulse gibt, die den Greifvögeln hierzulande, aber auch auf ihren grenzüberschreitenden Zugwegen zu dem ihnen gebührenden Schutz verhelfen.

Greifvogelfreunde in Brandenburg wurden im Jahr 2011 mit einer weiteren Neuigkeit konfrontiert. Alle

Horstbetreuer von Adlern, Wanderfalken und Uhus, aber auch Schwarz- und Weißstörchen sowie Kranichen wurden gebeten, die Abteilung Naturschutz im Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz bei der Umstellung der analogen auf eine digitale Datenerfassung zu unterstützen. Hintergrund dessen sind nicht nur schrumpfende Personalkapazitäten im Amt, sondern auch der zunehmende Planungsdruck auf die Landschaft, der es erfordert, über relevante Vogelvorkommen jeder­zeit informiert zu sein, um sie entsprechend berücksichtigen zu können. Die digitalen Vogeldaten werden mit weiteren faunistischen und floristischen Daten des Landes Brandenburg in einer OSIRIS-Datenbank gespeichert, die fortlaufend gepflegt wird. Der erbetene Beitrag der Horstbetreuer in der Testphase 2011 besteht darin, ihre Jahresergebnisse nicht wie bisher in Form eines analogen Berichts den Regional­koordinatoren zu übergeben, sondern wenn möglich, in digitalisierter Form einzureichen. Dazu erhielten alle Betreuer ein Anschreiben und eine CD mit allen erforderlichen Informationen. Wie immer bei solchen Umstellungen gilt der Grundsatz, dass weiterhin ALLE Ergebnisse wichtig und willkommen sind. Betreuer, die keinen PC haben oder aus anderen Gründen nicht in der Lage sind, die Umstellung vorzunehmen, können weiterhin in gewohnter Weise ihren Bericht abgeben bzw. durch Eintragung in Karten eine digitale Datenerfassung möglich machen. Gleichwohl haben fast 40% der angeschriebenen Horstbetreuer den Vorschlag angenommen und nach dem Testlauf des ersten Jahres nicht nur ihre digitalisierten Ergebnisse, sondern auch wertvolle Verbesserungsvorschläge übermittelt. Teils ließen sie sich telefonisch von ihren Regionalkoordinatoren oder der Vogelschutzwarte bei den ersten Schritten unterstützen oder halfen sich gegenseitig. Als positiv wurde vielfach empfunden, mit demKartendienst des Landes Brandenburgs und der mitgesandten Exceltabelle auch ein Medium für den eigenen Haus­gebrauch oder die Fachgruppe(etwa bei gemeinschaftlichen Weißstorcherfassungen auf Altkreisebene) zu erhalten. Daher besteht die Hoffnung, das System in der Saison 2012 zu verbessern und weitere Mit­streiter für den digitalen Weg zu gewinnen. Unterstützung bieten die drei zuständigen Regionalbetreuer

und Ilona Langgemach in der Vogelschutzwarte.