Heft 
Band 19
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Tagungen Wissenschaftler und Feldornithologen zusammen. Anknüpfend an diese Traditionen gab es 2008 nach längerer Pause wieder eine solche Tagung mit nunmehr gesamtdeutscher Beteiligung. Auf Initiative und mit viel Engagement von Dr. Lothar Kalbe( Landschaftsförderverein Nuthe- Nieplitz- Niederung") richteten die Staat­ liche Vogelschutzwarte und der Dachverband Deutscher Avifaunisten ( DDA ) vom 18. bis 20. März 2011 eine Tagung über die Ökologie und den Schutz der Wasservögel aus. Mehr als sechzig Wasservogelfreunde und-zähler aus verschiedenen Bundesländern kamen zusammen. Das Spektrum der Themen reichte von der Darstellung von Monitoringergebnissen( J. Wahl) über ökologische Fragen( L. Kalbe, T. Heinicke, T. Dürr, H. Donath) und Schutzstrategien( J. Mooij) bis zu Spezialthemen wie dem Küstenvogelschutz( G. Graumann) und der Bedeutung der Moore in Brandenburg für die Wasservogelwelt( L. Landgraf). Ein Abendvortrag von W. Suckow mit wunderbaren Fotos aus der Nuthe - Nieplitz- Niederung schaffte eine gelungene Überleitung zur Exkursion am folgenden Tag.

Auf Grundlage der Ergebnisse der seit den 1990er Jahren in Brandenburg laufenden Programme " Monitoring häufiger Brutvogelarten" und ,, Monitoring seltener Brutvogelarten" wurden im Rahmen des Atlas deutscher Brutvogelarten" ( ADEBAR) für Brandenburg die kurzfristigen Bestandstrends zahlreicher Arten für den Zeitraum 1995-2009 aktualisiert. Sie sind in den Artkapiteln des separat erscheinenden Brutvogelatlas für

Otis 19( 2011)

Brandenburg und Berlin enthalten( RYSLAVY et al. 2011). Die methodischen Einzelheiten sind darin aufgeführt. Brandenburg hat beim Monitoring häufiger Brutvogelarten" mit bis zu 60 besetzten Probeflächen pro Jahr bei der Revierkartierung" ( 1995-2006), bis zu 112 besetzten Routen pro Jahr bei der Punkt- Stopp- Zählung"( 1995-2009) und bis zu 182 besetzten Probeflächen pro Jahr bei der ,, Linienkartierung"( 2004-2009) deutschlandweit die meisten Probeflächen. Dementsprechend statistisch belastbar sind die Trendanalysen für die ca. 140 häufigen und mittelhäufigen Brutvogelarten. Von insgesamt 186 näher unter­suchten Brutvogelarten ist der Bestandstrend bei 69 Vogelarten( das entspricht über einem Drittel der Arten) in den letzten 15 Jahren deutlich negativ. Überproportional betroffen sind Langstreckenzieher und Wiesenbrüterarten, aber auch häufige Brutvögel wie Feldlerche, Star, Gelbspötter, Feldsperling, Stieglitz , Blut­hänfling oder Grünfink. Die gravierendsten negativen Entwicklungen vollzogen sich in der Agrarlandschaft und in den Siedlungen und setzen sich dort auch gegenwärtig weiter fort.

Dem Wunsch einiger Leser entsprechend sollen in der Rubrik ,, Aktuelles aus der Vogelschutzwarte" auch einige ornithologische Höhepunkte des jeweiligen Brutjahres Erwähnung finden. Im Frühjahr 2011 wurden mit nur noch 96 Groß­trappen deutlich weniger Individuen in Deutsch­ land festgestellt als in den Vorjahren 2010( 107) und 2009( 114). Hauptgrund war die Winterflucht

Zunahme um> 50%

Zunahme um 21-50%

Ab-/ Zunahme um< 20%

Abnahme um 21-50%

Abnahme um> 50%

0 5 10 15

20 25 30 35 40 45 50 Anzahl Brutvogelarten

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Abb. 8: Übersicht über die Bestandstrends brandenburgi­scher Brutvogelarten von 1995 bis 2009( verändert nach RYSLA­vy et al. 2011).

Fig. 8: Overview over population trends of breeding bird species of Brandenburg from 1995 to 2009 ( modified from RYSLAVY et al. 2011).