Heft 
(1899) 8
Seite
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12. (fl. orilentl.) Versammlung des VIII. Vereinsjahres.

Zeit von 15601580 setzen. Die Herstellung hat gewiss viele .lahre in Anspruch genommen.

Die Bilder sind flüchtig und roh in der Zeichnung, aber gut koloriert, charakteristisch und getreu nach dem Leben aufgefasst. Sigmund Heidt hat nicht, wie wohl andere thaten, einem Künstler den Auftrag gegeben, ein solches Buch zusammenzustellen, sondern er hat sich selbst alles das, was ihn interessierte, und wovon er gern der Nachwelt Kunde geben wollte, mit rascher Hand aufgezeichnet. Wenn die Bilder auch keine künstlerische Bedeutung haben, so bieten sie doch dem Inhalte nach eine höchst beachtenswerte Quelle für die Kulturgeschichte des Hi. Jahr­hunderts, besondere in Nürnberg. Von den Trachtenbildern sind ganz besonders bemerkenswert die vielen Trachten aus den deutschen Städten wie Berlin, Königsberg, Magdeburg u. a., von denen die anderen Trachten­bücher aus dieser Zeit nur wenig bringen. Mit geringen Ausnahmen haben alle Bilder erklärende Überschriften.

Die Handschrift ruht in einem gepressten Schweinsleder-Einbande, der mit einem radierten Bücherzeichen in Folio-Format mit dem Wappen der Heidt in einer ornamentierten Umrahmung geschmückt ist.

Bl. 170307 enthalten 275 Bilder mit Trachten aus allen Ländern, 241 Frauen- und 34 Männertrachten. Besondere zahlreich sind die deutschen Städte vertreten, darunter Berlin mit neunzehn Trachten.

Bei den wenigen bildlichen Darstellungen, die wir zur Kultur­geschichte Berlins im Vergleich mit anderen deutschen Städten besitzen, sind diese Zeichnungen von unschätzbarem Wert.

Die Firma llertzog hat 8 dieser Bilder reproduziert, wobei lediglich die sehr hässlichen Gesichter etwas verschönert worden sind. Durch Vermittelung des Herrn Reuter, dem wir hierfür unsern wärmsten Dank sagen, sind uns diese Reproduktionen, wie vorstehend, zur Verfügung gestellt worden.

4. Baumzauber (Zweigknoten und Holzkeile etc.).

U. M., Herr A. Grunow, ein eifriger und erfolgreicher Förderer des Märkischen Museums, hat die Güte gehallt, demselben mehrere zu einem Knoten verschlungene Zweige einer Ulme (Rüster) zu verehren, welche in der Nähe des im Norden Berlins belegenen Dorfes Dammsmühle steht, und die an dem lebenden Baum in etwas über 2 m Höhe über dem Erd­boden miteinander zu einem künstlichen Knoten verschlungen sind. Die Zweige waren noch lebend am Stamm nahe bei einander aus dem Haupt­stamm des Baumes hervorspriessend verknotet. Über diesen Zweigknoten befanden sich noch höher angebracht ebenfalls dergleichen. Das Ver­knoten von Zweigen geschieht zu abergläubischen Zwecken unter Murmeln einer herkömmlichen Zauberformel, um irgend eine Krankheit los zu werden. Die Vorstellung ist dabei, dass derjenige, der den Knoten, sei es aus Neugier, sei es aus Spielerei oder Mutwillen, löst, die Krankheit