Heft 
(1896) 4
Seite
215
Einzelbild herunterladen

9. (1. fiffentl.) Versammlung des IV. Vereinsjalires.

215

erweisen. Die ältesten, in der Mark gefundenen, gehören dem Anfang unserer Zeitrechnung an; sie waren aus Eisen geschmiedet und zwei- schenklig, erfuhren aber noch in der Völkerwanderungszeit eine kleine Verbesserung, indem eine Einschnürung der bisher in gerader Richtung verlaufenden Schenkel an dem federnden Glättende sie handgerechter und auch besser federnd machte. In dieser Gestalt, in der sie auch hier unter den Funden aus Alt-Berlin Vorkommen, haben sie sich unter dem NamenSchafscheeren noch bis auf den heutigen Tag er­halten. Neben ihnen haben wir aber auch eine Anzahl Scheeren von der uns bekannteren vierschenkligen Konstruktion gefunden und zwar unter Umständen, welche annehmen lassen, dass diese Art von Scheeren schon vom 13. Jahrhundert an bei uns in Gebrauch waren. Diese 7 Exemplare, die dem 15. und I6. Jahrhundert anzugehören scheinen, geben ein Bild der Eormverschiedenheiten dieses nützlichen häuslichen und gewerblichen Geräts in alter Zeit. Ein Vergleich mit den modernen Formen lässt nur unerhebliche Abweichungen erkennen.

IV. Esslöffel (Fig. 6).

Da in verschiedenen Gräbern der germanischen Zeit unter den Bei­lagen auch Geräte aus Thon gefunden wurden, die die Form unserer Esslöffel haben, so wird daraus geschlossen, dass man sich schon damals der Büffel bedient hat; ja von mancher Seite werden, auch die sehr häufig vorkommenden, niedlichen kleinen flachen gehenkelten Thon- Schälchen als Löffel angesehen. Den in der Völkerwanderungszeit hier eingedrungenen Slaven scheint das Gerät nicht bekannt gewesen zu sein, wenigstens ist in der Mark nichts dergleichen gefunden und auch aus den ersten Jahrunderten der christlichen Zeit ist ein Belagstück nicht zur Hand. Es ist allerdings nicht ausgeschlossen, dass hölzerne im Gebrauch waren, die im Laufe der Zeit zerstört sind. Diese 10 im Spreegrunde gefundenen Löffel sind zugleich die ältesten aus unserer engeren Heimat vorhandenen Formen. Ob die beiden kleinen aus Bronze, 3062 und 11589, als Kinderlöffel gedient haben oder ob das Speise­bedürfnis im 15. Jahrhundert so bescheiden war, dass es mit so kleinem Gerät befriedigt werden konnte, lasse ich dahin gestellt: wir würden sie heute nur als Theelöffel gelten lassen. Der aus Bronze geschmiedete, 11746, mit tannenzapfen- oder traubenförmigem Griffende und einem Stempel F C, kann von den wirklichen Esslöffeln als der älteste gelten und zwar dürfte seine Herstellung, ebenso wie die der zinnernen mit kurzabgegliedertem Grill, in die Zeit von 1500 bis 1550 fallen, während die anderen 5, die in dem inzwischen zur Geltung gelangten Kunst- geschmack der Renaissance sehr zierlich hergestellt sind, der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, hezwx dem 17., angehören. Der jüngste von ihnen, 10493, ist aus Bronze getrieben, der Stiel flach, am Ende