9. (3. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.
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abfielen“. Um dafür auch augenfällige Beweise zu haben, hielt man dort einen Vorrat von Fesseln, deren Ringe, wie bei diesem Exemplar, zerschnitten waren. Man sieht auch hier, welcher Humbug den frommen Pilgern zur Stärkung des Glaubens und der Opferwilligkeit vorgemacht wurde.
Wie sich später die Verrichtungen zur Sicherung der Gefangenen weiter entwickelt haben, sehen Sie aus diesen, dem 17. und 18. Jahrh. angehörigen Fesseln, die sich auf den ganzen Körper erstrecken.
Der eine liier vorliegende Fesselungsapparat stammt aus dem Rathause zu Frankfurt a. Oder. An einer nach der Form des Leibes gebogenen, 48 cm langen, 3,3 cm breiten und 0,8 cm starken Schiene sind Halseisen, Gürteleisen und am untern Ende quer eine starke Stange befestigt, an deren Enden die Armfesseln liegen, während von der Mitte aus zwei Ketten herabhängen, deren Enden die Beinfesseln bilden. Das Ganze mit den Schlössern wiegt 12V 3 Pfund. Es ist nun ein merkwürdiger Zufall, dass gerade dieser Fesselungsapparat in seiner praktischen Anwendung auf einem Bilde erscheint, das der gedruckten Beschreibung eines Brandstifter-Prozesses zu Frankfurt a./Od. von 1724 beigegeben ist und das ich zur Illustration des Apparates hier mit- vorlege.
Dasselbe Werk von 1724 enthält auch noch die Bilder der anderen 3 Brandstifter desselben Prozesses, die noch einige geringe Modifikationen der Fesselung zeigen.
Besonders schwer erscheint aber dieser Apparat aus dem Rathause zu Jüterbog. An einem senkrecht vor dem Leibe hängenden Eisenkloben von 86 cm Länge, 4 cm Breite und 4 cm Dicke sind Halseisen, 2 bewegliche Armsperren von 57 cm Länge, Gürteleisen und mittels einer schweren Kette die beiden schweren, nur 12 cm auseinanderstehenden Beinfesseln befestigt. Der ganze Fesselungsapparat wiegt 50 Pfund. (Zur näheren Demonstration wird dem Vereinsdiener der Apparat angelegt.)
Solche Marter-Fesseln gehören glücklicherweise der Vergangenheit an. Die fortschreitende humanitäre Entwickelung hat sie längst zum alten Eisen geworfen und schon seit Menschenaltern kommen nur noch einfache Arm- und Bein-Fesseln zur Anwendung, wenn sie aus Sicherheitsrücksichten notwendig erscheinen.
XLIII. Herr Archivar Dr. Schuster: „Die Rosenkreuzer in Berlin.“ Wir hoffen diesen Vortrag in erweiterter Form in einem der nächsten Hefte als besonderen Aufsatz bringen zu können.
XLIV. Nach der Sitzung zwangloses Beisammensein im Mönchsbräu, Potsdamerstr. 3.