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Mit Blick auf die heutige Verbreitung der Art im Binnenland erscheint es geboten, auch die Größe der einzelnen Brutgemeinschaften zu dokumentieren. Aus Brandenburg gibt es bislang keine publizierten Erhebungen in dieser Hinsicht. Für das Untere Oder tal erwähnt DITTBERNER( 1996)„ kolonieartiges Brüten von 10-30 Paaren... in optimalen Brutjahren“.
Im Spreewald ist die mittlere Koloniegröße unabhängig vom Flächenbezug( 3,4-3,8 Rev./Kolonie) sehr konstant. Auffällige jahresweise Abweichungen, z. B. 2,2 Reviere 2010 bzw. 4,8 Reviere 2014, lassen keinen kausalen Zusammenhang weder mit dem Gesamtbestand noch mit der Niederschlagsmenge erkennen. Die größten registrierten Brutgemeinschaften(> 10 Rev.) zeigten zudem keine Präferenz für einen bestimmten Habitattyp: Sie wurden sowohl auf Grünland als auch auf Äckern festgestellt ( Abschnitt 4.1.4).
6.1.4 Habitatwahl
In Deutschland brütet derzeit etwa die Hälfte aller Kiebitze im Grünland( CIMIOTTI et al. 2020). Diese Aussage stimmt mit den Befunden im Spreewald überein. Die lokalen Besonderheiten im Blick wurde zunächst vermutet, im Spreewald könnten Gurkenäcker eine zentrale Stellung als Bruthabitat besitzen( s. KRÜGERMANN 2019). Das ließ sich nicht bestätigen.
Aus den Befunden lassen sich m. E. aber keine allgemein gültigen Schlüsse ziehen oder sie gar auf andere Gebiete übertragen. Die in der Abb. 6 ( Abschnitt 4.1.4) dargestellte Habitatnutzung zeigt lediglich den aktuellen Stand während der Stichtagerfassungen; Umsiedlungen bzw. spätere Ansiedlungen werden nicht abgebildet. Oft verteilten sich außerdem beachtliche Teile einer Kolonie oder sogar die gesamte Brutgemeinschaft über beide Habitattypen. Das bedeutet, Kiebitze besiedelten nicht selten Lebensräume, in denen Wiesen oder Weiden an Ackerflächen grenzten. Während die Nester bzw. Territorien sich typischerweise auf unbestellten Äckern befanden, erfolgte die Nahrungssuche auch oder sogar dominant auf den oft nur wenige Meter entfernten Grünländern. Aus diesen Gründen wird auf eine detailliertere Klassifizierung und Aufschlüsselung nach Feldfrucht, Vegetationstyp etc. verzichtet.
Im Hinblick auf das Vorkommen in Grünland ließ sich ein Zusammenhang zwischen Feuchtegrad
Otis 28( 2021)
und Besiedlungsumfang nicht mit Sicherheit ableiten. Dennoch scheinen Grünlandstandorte deutlich an Attraktivität zu gewinnen, wenn es kleine Pfützen oder schlammige Bereiche gibt. Im Jahr 2019 siedelten 81% aller Kiebitze im Grünland- im Untersuchungszeitraum war dieser Anteil vorher nie so hoch. Dennoch befanden sich nur 10 Kolonien( mit 53 Rev.) in zumindest teilweise überfluteten Wiesen oder Weiden. Die übrigen 76 im Grünland festgestellten Territorien- mit 60% die klare Mehrheit- waren in eher trockenen Arealen angesiedelt. Zwar gab es in all diesen Kolonien in geringem Umfang feuchte bis nasse Stellen, aber keinerlei offene Wasserflächen. Scheinbar attraktive Überflutungsflächen spielen keine dominante Rolle bei der Habitatwahl, vielmehr ist die Vegetationshöhe von entscheidender Bedeutung( GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1975).
Auch im Spreewald werden gänzlich trockene Grasländer gemieden, wenn die Bodenvegetation eine bestimmte Höhe und Dichte überschreitet. Dies lässt sich am Beispiel des Nordpolders zwischen Alt Zauche und Straupitz gut belegen. Das mit 23 km² größte zusammenhänge Grünlandgebiet im Spreewald ist stark entwässert worden und weithin offen. Alljährlich gibt es dort aber nur zwei oder drei Kiebitzkolonien mit insgesamt maximal 10 Revieren. In durchschnittlichen Jahren befinden sich die Brutplätze stets in den einzigen beiden Ackerschlägen, die nur etwa 2% der Gesamtfläche des Nordpolders bedecken. Doch in besonders niederschlagsreichen Frühjahren erfolgt normalerweise ein Wechsel in nasse Wiesenbereiche.
Ausnahmsweise wurden auch extrem trockene Grasländer besiedelt: Im Jahr 2018 brüteten nördlich von Leibsch- Damm vier Paare( davon 1 Paar erfolgreich) auf einer extensiv genutzten Weidefläche, die einen Übergangsstandort von Magerrasen zu Sandtrockenrasen bildete. Brutnachbarn der Kolonie waren u. a. Wiedehopf Upupa epops und Raubwürger Lanius excubitor. Der abweichende Habitattyp ähnelt in gewisser Weise den Brutplätzen in Industriebrachen und Ödlandflächen. Während dieser Typ von Brachen wohl erst neuerdings als Brutplatz vom Kiebitz entdeckt wurde( KOOIKER& BUCKOW 1997), hat die Besiedlung von Ackerflächen eine lange Tradition. Zumindest in Niedersachsen brüten Kiebitze seit mindestens 260 Jahren auf Äckern( ONNEN& ZANG 1995, mit zahlreichen historischen Quellen). In