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Schriftenschau
Otis 28( 2021)
RYSLAVY, T.& M. PUTZE( 2020): Erfassung und Bewertung der Brutvogelarten in den EUVogelschutzgebieten Brandenburgs - Ergebnisse der SPA- Erst- und Zweiterfassung – Teil 1. Naturschutz und Landschaftspflege in Branden burg 29( 4): 5-417.
In Brandenburg gibt es 27 teilweise großflächige EU - Vogelschutzgebiete, die immerhin 22% der Landesfläche einnehmen. Neben Verpflichtungen zur Unterschutzstellung und zu konkreten Schutzmaßnahmen schreibt die Vogelschutzrichtlinie auch ein regelmäßiges Monitoring vor. Alle sechs Jahre sollen wertgebende Brutvogelarten erfasst werden. Dies ist in Brandenburg bisher zweimal geschehen. Die Ersterfassung fand in den Jahren 2005-2008, die Zweiterfassung 2013-2018 statt. Die Ergebnisse werden nun in Sonderheften der Zeitschrift N& L präsentiert. Der zunächst erschienene stattliche erste Teil behandelt auf über 400 Seiten die ersten dreizehn Gebiete.
Eine kurze Einführung beleuchtet die Geschichte der Gebietsausweisung, die Kartierungsmethode und das Bewertungsschema des Erhaltungszustandes. Erfasst wurden 65 sogenannte„ Triggerarten", überwiegend seltene und mittelhäufige Arten. Für einige häufigere Arten erfolgte die Erfassung in manchen größeren Gebieten auf Probeflächen.
Dann folgen schon die sehr ausführlichen Gebietsmonografien, die von einer kurzen Landschaftsbeschreibung und Angaben zur Erfassungsmethode eingeleitet werden. Anschließend wird das Vorkommen jeder Triggerart beschrieben, in vielen Fällen auch punktgenau auf einer Karte dargestellt. Nur in wenigen Gebieten erfolgte keine vollständige Erfassung und es musste auf Zufallsbeobachtungen oder Schätzungen zurückgegriffen werden. Ein Bewertungsschema kennzeichnet nach vorgegebenen Kriterien den Erhaltungszustand der jeweiligen Art im Gebiet. Es folgt eine Gesamtbewertung und eine Einschätzung der Gebietsentwicklung in ihrer Bedeutung für die Vogelwelt, wobei auch auf
Gefährdungsursachen und Schutzmaßnahmen eingegangen wird. Der Band ist sehr üppig mit zahlreichen guten Vogel- und Landschaftsfotos ausgestattet.
Die Fülle der angebotenen Informationen ist geradezu überwältigend. Besonders durch die Wiederholungskartierung ergeben sich Einblicke in die Bestandsentwicklung gerade bei mittelhäufigen Arten, die durch die Monitoringprogramme nicht so gut abgedeckt werden. Mich verblüfft die Häufigkeit mancher Arten in den Vogelschutzgebieten. So hätte ich nie angenommen, dass es in der Elbtalaue über 500 Reviere des Braunkehlchens gibt und auch die 861 Ortolan- Reviere im SPA Agrarlandschaft Prignitz- Stepenitz sind spektakulär. Auf der anderen Seite gibt es in allen Gebieten zusammen- darunter auch mehrere Truppenübungsplätze- nur rund 50 Steinschmätzer- Reviere.
Mit diesem Werk hat sich die Kenntnis der Brutvogelvorkommen in unserem Land massiv erweitert. Die Redaktion von N& L ist zu beglückwünschen, dass sie sich zu dieser ungewöhnlich umfassenden und detailgenauen Darstellung hat durchringen können. So wird ein wichtiger Grundstein für spätere Vergleichsuntersuchungen gelegt.
Kritikpunkte? Da gibt es nur Marginalien. Für die Erläuterung des Bewertungsschemas wird auf einen Anhang verwiesen, der zumindest in diesem ersten Band fehlt. Die Bewertung ist aber trotzdem ausreichend verständlich dargestellt. Bei der Erwähnung der Kartierer in den Großschutzgebieten wäre es wohl angemessen gewesen, statt der anonymen Angabe ,, Naturwacht“ die tatsächlichen Namen der Erfasser zu nennen. Und im Randow- Welse- Bruch passt die Karte für die Sperbergrasmücke nicht zur textlichen Erläuterung.
Wünsche? Schön wäre am Ende des zweiten Bandes oder auch in einer separaten Veröffentlichung eine Synopse, die die zahlreichen Ergebnisse aus den einzelnen Gebieten in einer Gesamtschau zusammenfasst.
Wolfgang Mädlow