Heft 
(2021) 28
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stehen. Im Kreis Spree- Neiße mit der Stadt Cottbus wurde 1997 eine flächendeckende Erfassung durch­geführt, wobei 379 Reviere erfasst wurden( BESCHOW & LITZKOW 2002). In dieser Region erfolgte 2018 eine Erfassung an einem großen Teil, aber nicht an allen Gewässern. Mindestens 461 systematisch oder über ornitho erfasste Revieren deuten auf eine deutliche weitere Zunahme. Im Altkreis Spremberg ( in beiden Jahren vollständig erfasst) stieg der Bestand von 34 Revieren auf 52 Reviere.

Im Altkreis Lübben ergab eine Kartierung 1998 insgesamt 263 erfasste Reviere, der Bestand wurde auf 300 Reviere geschätzt( NOAH 2000). Eine aktuelle Gesamt- Vergleichszahl für dieses Gebiet liegt nicht vor, doch zeigen Daten für einzelne Gebiete wie den Nordumfluter im Oberspreewald und die Schlepziger Teiche zunächst( zumindest bis Anfang der 2000er Jahre) eine deutliche weitere Zunahme nach 1998 an. So wurden an den Schlepziger Teichen 1998 28 Reviere ermittelt( NOAH 2000), 2009 waren es bereits 102 Reviere. Nachdem knapp ein Drittel der Teich­fläche trockengelegt wurde, verblieben 2018 noch 54 Reviere( T. Noah). Im benachbarten Naturpark Niederlausitzer Landrücken hat sich der Drossel­rohrsänger- Bestand zwischen Ende der 1990er und Mitte der 2010er Jahre mehr als verdreifacht, bedingt durch sich entwickelnde Röhrichtbestände an neuen Bergbaufolgegewässern( DONATH 2017).

In der Ostuckermark( Altkreise Angermünde und Schwedt ) stieg der Bestand von 120 Revieren 1995-97 auf 320 Reviere 2004 und dann nochmals deutlich auf ca. 620 Reviere 2018( U. Kraatz, OAG Uckermark). In den Flutungspoldern im Unteren Odertal sind Drosselrohrsänger durch zunehmende Röhrichtentwicklung häufiger geworden( DITTBER­NER 2014). Auch im Niederungsgebiet der Nuthe­Nieplitz- Niederung war ein starker Aufwärtstrend festzustellen: 1996 21 Rev., 2003 37 Rev. und 2017 bereits 79 Rev.( KALBE 2019).

Die in den meisten Regionen gemeldeten deut­lichen Bestandszunahmen auch noch nach 2000 decken sich mit den Ergebnissen des Monitorings häufiger Brutvogelarten, das eine recht kontinuierli­che Zunahme von Mitte der 90er Jahre bis etwa 2011 und erst danach ein Einpendeln auf hohem Niveau zeigt( RYSLAVY et al. 2019). Dass dies in den ausge­wählten Gebieten( Abb. 4) so nicht zum Ausdruck kommt, mag daran liegen, dass in den avifaunisti­

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schen Jahresberichten nur Gebiete mit besonders hohen Beständen aufgeführt wurden, die möglicher­weise kein größeres Zunahmepotenzial mehr auf­wiesen, in dieser Hinsicht aber für die Gesamtregion nicht unbedingt repräsentativ sind.

In Berlin wurden bei der Erfassung 2018 ins­gesamt 228 Reviere gemeldet( OTTO 2018). Auch hier erfolgte eine Zunahme in den 1990er bis in die 2000er Jahre hinein. An der Berliner Unterhavel nahm der Bestand seit 2014 wieder deutlich ab und folgte damit demselben Trend wie an den unmittel­bar angrenzenden Potsdamer Havelgewässern( ZER­NING 2015).

Die Ursachen für die stark positive Bestandsent­wicklung seit Ende der 1980er/ Anfang der 1990er Jahre dürften vielschichtig sein. Die Verbesserung der Wasserqualität durch verringerte Nährstoff­einträge hat vielerorts zur Stabilisierung, aber auch Neubildung von Röhrichtbeständen geführt, zum Beispiel an der Mittleren Havel . Wiedervernässun­gen in Niederungsgebieten und eine extensivere Teichbewirtschaftung hatten die Ausdehnung ge­eigneter Schilflebensräume zur Folge. Mancherorts wurden Gräben und Abzugskanäle bei der Gewäs­serunterhaltung nur noch einseitig gemäht, so dass besiedelbare Schilfröhrichte erhalten blieben. In der Bergbaufolgelandschaft entstanden neue Gewässer, die für Drosselrohrsänger geeignet sind( FISCHER 1992, FISCHER in ABBO 2001, NOAH 2000, BESCHOW& LITZKOW 2002, DONATH 2017, OTTO 2018, KALBE 2019). Nach den Daten des Monitorings häufiger Arten fand im Zeitraum 2011-2016 keine weitere Zunahme des Drosselrohrsängers in Brandenburg mehr statt. Vie­le der oben beschriebenen Entwicklungen dürften mittlerweile zum Abschluss gekommen sein. Gegen­läufig können sich die zunehmende Trockenheit und der vielerorts sinkende Grundwasserspiegel auswir­ken, der Kleingewässer und Röhrichtgürtel trocken­fallen lässt. Lokal können sich auch zunehmende Freizeitaktivitäten auf den Röhrichtgürtel und damit auf den Drosselrohrsängerbestand negativ auswir­ken. In der Mittleren Havelregion wurde Verbiss des Schilfaufwuchses durch Graugänse und Blessrallen beobachtet, was angesichts der Bestandszunahme der Graugans lokal durchaus zu einem begrenzen­den Faktor werden kann. Andererseits konnten sich in anderen Gebieten Schilfröhrichte stärker ins Was­ser ausdehnen, weil Blessrallen aufgrund des erhöh­