Heft 
Sonderheft 5, Theodor Fontane: Unveröffentlichte und unbekannte Gedichte Toaste und Verse 1838 bis 1896
Seite
60
Einzelbild herunterladen

- 59 -

Handschuh (1896/97)

Dicht bei Max Löwengarten,

Das Kampfspiel abzuwarten,

Saß Ludwig Pietsch.

Und ein Liebling lag auf der Lauer Und sieh, nach kurzer Dauer Da ging es ratsch und rietsch.

- 60 -

An Stemheims zur Silber-Hochzeit am 18. Mai 1896

Mit Meran Ists nicht getan.

Es wachse des Glückes alter Schatz Auch im neuen Jahr am Hafen platz.

Die alten Fontanes.

Anmerkungen

- 1 - Wir wenden uns zunächst dem GedichtWintergruß an Emilie 1838 zu. Theodor Fontane, der 1834 zu seinem Onkel August und seiner Tante Pinchen in Berlin als Schüler in Pension kam, lernte hier die achtjährige Emilie Rouanet, die Adoptivkind des Rates Kummer war, kennen. Onkel August und Rat Kummer wohnten in einem Haus und hielten gemeinsam die Zeitung. Von 1836 bis Antang 1840 erlernte Theodor in der Berliner ApothekeZum weißen Schwan des Wilhelm Rose den väterlichen Apothekerberuf (alle Apothekerzeugnisse sind im Fontane-Archiv). In seiner Lehrzeit schrieb der Neunzehnjährige das vorliegende Gedicht. Theodor Fontane teilte mit, daß er während seiner anschließend in Leipzig und Dresden zugebrachten Jahre als Apothekergehilfe das abruzzenhaft­schwarzäugige Mädchen, das von allem Herkömmlichen so stark abwich, aus den Augen verlor. Als Theodor Fontane Ostern 1844 nach Berlin zurückkam, um seiner Militärdienstpflicht als Einjährig-Freiwilliger nachzukommen, fand er die in­zwischen Achtzehnjährige total verändert vor: Emilie war der Typus einer schönen jungen Berlinerin geworden, wie man sie sich damals vorstellte. Im FA bewah­ren wir den uns bekannten ersten Brief Theodor Fontanes an Emilie Rouanet- Kummer vom 2. September 1844 auf:Sind Sie heut gegen 5 zu Hause, so hab idh das Vergnügen, Sie zu sehen. Ein Stündchen später geleit ich Sie wohl allen gerümpften Nasen zum Trotz - zu Fontanes?!. .. In humorvoller Weise hat uns der alte Fontane inVon Zwanzig bis Dreißig die spätere Verlobung mit Emilie auf der Weidendammer Brücke in Berlin geschildert. Zwei kritische Menschen, die sich liebten, hatten sich gefunden.

2 bis 6 - Die GedichteUnzertrennlich,Ihr Bild undAch, was frommt's aus den Jahren 1839 und 1840 sowie die GedichteDer Bach undWaldvöglein aus dem Jahre 1841 stammen aus einem Gedicht-Konvolut, das der Jüngling Theodor Fontane seiner Mutter gewidmet hatte. Uber das Mutter-Sohn-Verhältnis sind wir ziemlich genau unterrichtet. Theodor hatte vier Geschwister: Rudolph,

60