Heft 
(2023) 30
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Schriftenschau

STARKE, W.( Hrsg. , 2022): Fachgruppe Ornitho­logie Greifswald 70 Jahre( 1951-2021). Natur und Naturschutz in Mecklenburg- Vorpommern 50: 2-351. Bezug gegen Erstattung der Versand­kosten( 2,50) bei starke.wa@gmx.de.

Mit einem sehr stattlichen Band begeht die Fach­gruppe Ornithologie Greifswald ihr 70- jähriges Jubiläum. Anders als man es vielleicht von einem Jubiläumsband erwarten würde, geht es dabei we­niger um die Fachgruppe selbst, deren Geschichte schon an anderer Stelle dargestellt wurde. Im Vor­dergrund stehen langjährige Untersuchungen, die von Fachgruppenmitgliedern unternommen wur­den und nun eine gründliche Auswertung erfahren. Sie zeigen den großen und unersetzlichen Wert ehrenamtlichen Langzeitengagements. Derartige Datenreihen könnte kein projektfinanziertes pro­fessionelles Forschungsvorhaben jemals erarbeiten.

Anders als viele anderen Fachgruppen hat die FG Greifswald eine digitale Datenhaltung aufgebaut, die von M. Luhn ausführlich vorgestellt wird. Lang­jährige Gebietsbetreuungen betreffen den Struck und die Inseln Böhmke und Werder . Hier wird die Bestandsentwicklung ausgewählter Arten vor dem Hintergrund der Landschaftsentwicklung und -nutzung dargestellt( D. Sellin, W. Starke). Gemein­schaftsprojekte sind die Monitoringprojekte Wasser­vogelzählung( M. Lange) und Wintervogelzählung terrestrischer Landvögel( D. Sellin). Erstere belegt eindrucksvoll die Bedeutung des Greifswalder Bod­dens als Rastgebiet und fasziniert durch langjährige Datenreihen, unter anderem mit einer sehr starken Zunahme der Bergente. Die Landvogelzählungen- ausgewertet getrennt nach Offenlandschaft, Wald und Siedlungen- geben Häufigkeiten und Bestands­trends über 19 Winterhalbjahre an. Solche Daten, wie sie ähnlich auch in Berlin erhoben werden, sind insgesamt selten und deshalb besonders wertvoll. Die weiteren Artikel betreffen dann Projekte an ein­zelnen Arten. D. Eichhorn hat über acht Jahre mit großem Aufwand die Nahrung eines innerstädt­ischen Wanderfalkenvorkommens erfasst und dabei über 5.000 Beutefunde ausgewertet. Neben vielen anderen Aspekten ist interessant, dass die einzelnen Falken individuelle Jagdvorlieben haben, die sich

Fachgruppe

Ornithologie Greifswald 70 Jahre( 1951-2021)

Otis 30( 2023)

im Beutespektrum bemerkbar machen. Schließlich wird eine Bilanz über 50 Jahre Weißstorcherfassung ( F. Tetzlaff und J. Köhler) sowie über 25 Jahre Krä­henberingung( J. Köhler) gezogen, jeweils auch mit Darstellungen der Ringfunde. Abschließend geht es dann doch noch einmal um die Fachgruppe selbst: J. Köhler schildert sehr anschaulich und lebendig die seit 2007 durchgeführten ornithologischen Fach­gruppenreisen ins Ausland. Hier wird so recht deut­lich, welche Bedeutung Gemeinschaftserleben und Zusammenhalt für so eine Gruppe Gleichgesinnter haben und sicherlich auch zwischen den Reisen die intensive Facharbeit fördern.

Von den zu DDR - Zeiten besonders geförderten ornithologischen Fachgruppen haben einige bis heute überlebt und führen langjährige Projek­te in unterschiedlicher Intensität fort. Eine solche Zusammenschau, wie sie die Fachgruppe Greifs­ wald anlässlich ihres Jubiläums vorgelegt hat, ist aber leider die Ausnahme. Sie gewährleistet, dass die enormen ehrenamtlichen Leistungen nicht in unveröffentlichten Tagebüchern schlummern und schließlich verloren gehen. Es wäre schön, wenn diese Veröffentlichung Nachahmer findet.

Wolfgang Mädlow