Heft 
(2018) 105
Seite
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134 Fontane Blätter 105 In memoriam Helmuth Nürnberger Nachruf für Helmuth Nürnberger 19. Januar 1930 19. November 2017 Kurz vor Vollendung seines 88. Lebensjahres ist Prof. Dr. Helmuth Nürn­berger am 19. November 2017 in Flensburg gestorben. Am 19. Januar 1930 in Brüx in Böhmen geboren, teilte er als junger Gymnasiast das Los vieler Deutscher aus Mitteleuropa: im Frühjahr 1945 musste er seine Heimat ver­lassen. Es verschlug ihn nach Norddeutschland, in eine Region, die ihm so fremd war wie ferne Länder. Seine elementare Neigung zur Literatur wur­zelt in dieser Lebenserfahrung des Jugendlichen. Es gehört zu den Glücks­umständen, dass Helmuth Nürnberger sie nutzte und sie in eine Profession überführte. Nach dem Abitur nahm er ein Studium der Philologie und Geschichte auf, wählte Münster als ersten Universitätsort, ging dann nach Hamburg, wo er umstandslos und mit Erfolg sein Examen ablegte. Die Universität reizte ihn, sie schien ihm geeignet, seine Gaben zu entfalten. Der Wechsel von Lehre und Forschung, von Vorlesung und Schreiben kam seinem Da­seinsrhythmus entgegen. Als Hochschullehrer wurde er an der Flensbur­ger Bildungswissenschaftlichen Hochschule(heute Europa-Universität) zu einer geschätzten Institution. Hamburg Stadt wie Universität blieb ihm so etwas wie Wahlheimat. Er wusste um das latente Unbehaustsein, in das er durch die Geschichte geraten war, und suchte mit großem Ernst nach Möglichkeiten, in jener norddeutschen Fremde heimisch zu werden. Dass ihm die Berge näher standen als das Meer vor seiner Tür, hat er nie verhehlt. Rinchnach im bay­erischen Wald wurde ihm nicht nur zu einem Ort der Erholung, sondern auch zu etwas, das sich anfühlte wie Heimat, ein Refugium in jeder Hin­sicht. Doch auch diesen Ort verließ er wieder. Zuletzt wohnte er im Stillen Winkel in Freienwill. Sein Debüt als Fontane-Forscher gab Helmuth Nürnberger mit dem 1967 in Hamburg erschienenen Buch Der frühe Fontane. Politik, Poesie, Ge­schichte. 1840 bis 1860. Diese Studie setzt bis heute Maßstäbe. Sie ist ein Meisterstück und öffnete der Fontane-Forschung neue Wege. Ein Jahr