Heft 
(2018) 106
Seite
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182 Fontane Blätter 106 Informationen Fontanes Medien(1819–2019) Internationaler Kongress, Universität Potsdam, 13. bis 16. Juni 2019 Theodor Fontane war, im durchaus modernen Sinne, ein Medienarbeiter: Wäh­rend seiner mehrjährigen Aufenthalte als Presse-Agent in London lernte er die innovativste Presselandschaft seiner Zeit kennen; als Redakteur in Berlin leistete er journalistische Kärrnerarbeit; er schrieb Kritiken über das Theater, die bilden­de Kunst und die Literatur und wusste bei all dem sehr genau, wie er seine Texte auf ein Zielpublikum hin formatieren und wie er seine Themen platzieren musste, eine»Projektexistenz[], die in einer sich rasant verändernden Medienlandschaft versuch[te], ihre künstlerischen und sprachlichen Fähigkeiten zu Geld zu machen« (Iwan Michelangelo DAprile). Dass er zudem einer der produktivsten und krea­tivsten Briefschreiber des 19. Jahrhunderts war, davon zeugen seine zahlreichen Briefwechsel, in denen Fontane auf immer wieder einnehmende Weise den Ton und die stilistische Volte fand, mit denen er sein Gegenüber gewinnen konnte. Und auch Fontanes Romane und seine Wanderungen sind dezidiert Medienpro­dukte: Verfasst zunächst für Zeitschriften und Zeitungen, in denen die Texte häu­fig als Serie erschienen, wurden sie erst nachträglich als Bücher in unterschiedli­chen Verlagen publiziert. Was aber folgt aus dieser ebenso umfassenden wie produktiven Einbettung des Schriftstellers Fontane in die medialen Umwelten seiner Zeit? Was für pub­lizistische Strategien zeichnen sich ab? Welche Wechselwirkungen zwischen dem gelernten Journalisten und dem gewordenen Romancier lassen sich ausma­chen? Und welche Spuren hat das Mediensystem der zweiten Hälfte des 19. Jahr­hunderts, das durch das Aufkommen neuer Medien wie Photographie oder Te­legraphie geprägt ist, in Fontanes Werken hinterlassen? Welche poetische Energie entfalten Medien in Fontanes literarischen Schriften, in seinen Briefen, in seinen Kriegsberichten, in seinen Balladen, seinen Feuilletons oder seinen ­Reisejournalen? Als Höhepunkt des wissenschaftlichen Programms im Fontane-Jahr fontane.200 richtet die Universität Potsdam unter Koordination des Theodor-­Fontane-Archivs einen internationalen Kongress aus. Vom 13. bis zum 16. Juni 2019 werden sich Literatur- und Medienwissenschaftler*innen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, England, Schweden, Russland und den USA am Campus Am Neuen Palais der Universität Potsdam, gelegen in den historischen Anlagen am Westende des Parks Sanssouci, versammeln und in mehr als fünfzig Vorträ­gen und Präsentationen über»Fontanes Medien(1819–2019)« diskutieren. Fest­vorträge, Abendveranstaltungen und ein attraktives kulturelles Rahmenpro­gramm im sommerlichen Potsdam flankieren das wissenschaftliche Ereignis. Mit dem Fokus auf»Fontanes Medien« soll der heute als ›Klassiker‹ geltende Romancier, Balladenschreiber, Reise- und Landschaftsschriftsteller keineswegs ausgeblendet werden. Vielmehr geht es gerade darum, darauf aufmerksam zu machen, dass Fontane auch in diesen Rollen sowie in den entsprechenden Tex­ten unter den medienökologischen Gegebenheiten des 19. Jahrhunderts berich­tet, erzählt und dichtet. Die ebenso rasante wie umfassende Medialisierung und Vernetzung der Gesellschaft im Laufe des 19. Jahrhunderts werden dabei als pro­duktive Voraussetzung der schriftstellerischen Tätigkeit Fontanes begriffen. Ein­gebettet in ein weit verzweigtes Netz der Korrespondenz und der postalischen Textzirkulation, vertraut mit den Routinen und Publika der periodischen Massen­presse, für die er sein Leben lang schrieb, und auf vielfältige Weise geprägt von