Heft 
(2017) 103
Seite
8
Einzelbild herunterladen

8 Fontane Blätter 103 Unveröffentlichtes und wenig Bekanntes »Schopenhauer: ›Parerga und Paralipomena. Gwinner über Schopenhauer Gutsbesitzer Wieseke auf Plauerhof(Westhavelland.)« Fontanes Exzerpte aus Schopenhauer. Herausgegeben von Hanna Delf von Wolzogen Unter den wenigen Philosophen, in dessen Werken Fontane tatsächlich gele­sen hat, steht Schopenhauer obenan. 1 Schopenhauers Stern war seit dem Er­scheinen der Bände Parerga und Paralipomena im Jahre 1851 machtvoll auf­gegangen, 2 und spätestens seit den 1870er Jahren fand Schopenhauer auch Fontanes Interesse. Tagebucheinträge und Briefe sprechen davon. Wenn­gleich der versierte Medien-Profi Fontane sich das Phänomen Schopenhauer keineswegs nur oder auch nur zuerst durch Werk-Lektüre erschlossen haben wird, so dürfen die überlieferten Lektüre-Exzerpte doch als wichtigste Quelle seiner Beschäftigung mit dem Philosophen gelten. Gleichwohl bleiben Inte­ressierte bis heute auf die lediglich Auszüge gebende Ausgabe von Hans­Heinrich Reuter aus dem Jahre 1969 verwiesen, die auch in die Nymphen­burger Ausgabe übernommen wurde. 3 Galten damals Zeugnisse aus dem Arbeitsumfeld eines Schriftstellers als nachrangige Materialien»Steinbrü­che«, aus denen auch editorisch nach Belieben geschürft werden konnte, so werden diese heute als Quellen für Aussagen zur Aufbewahrungs- und Schreibpraxis eines Autors betrachtet, wobei ihre materiale Beschaffenheit und überlieferte Ordnung Bedeutung gewinnt. Die hier vorgelegte, im Kontext der Beschäftigung mit Fontanes Erzähl­fragmenten entstandene Edition erhebt nicht den Anspruch, derartigen Lek­türeanforderungen genügen zu können. Sie gibt lediglich Fontanes Schopen­hauer-Exzerpte erstmals vollständig und in der heute vorfindlichen Ordnung wieder. Um den heutigen, nicht immer über die von Fontane benutzten Ausgaben verfügenden Lesern die Lektüre der Exzerpte sinnfälliger zu machen, haben wir uns entschlossen, den Exzerpt-Text nicht durch einen klassischen Kom­mentar zu erschließen, sondern dem Text der Exzerpte in einer Parallelspal­te die jeweilige Stelle des gelesenen und exzerpierten und/oder annotierten Schopenhauertextes gegenüber zu stellen. Zwar kann auf diese Weise der Zeilenfall der Exzerpte nicht dargestellt werden, aber es wird möglich, den konkreten textuellen Bezug zum gelesenen Text herzustellen. An wenigen