Heft 
(2017) 103
Seite
10
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10 Fontane Blätter 103 Unveröffentlichtes und wenig Bekanntes Stellen, wo die vollständige wörtliche Wiedergabe des Schopenhauerschen Textes den ahmen des hier Darstellbaren gesprengt hätte, paraphrasieren wir(kursiv) und bitten, die Stelle selbst vollständig bei Schopenhauer nach­zulesen. Fontane liest Schopenhauer Im Tagebuch erwähnt Fontane seine Schopenhauer-Lektüre erstmals für die Zeit des Aufenthaltes im thüringischen Groß-Tabarz im Juli 1873, wo neben Schopenhauer auch Tristram Shandy, Sentimental Journey und der»Schiller­Goethe Briefwechsel« gelesen wurde. 4 Schopenhauer war in dem offenbar sehr anregenden Familien- und Freundeskreis, der sich während der Som­merfrische traf, nicht selten Gesprächsthema, sogar von»Haushaltswörtern« ist im Brief an Zöllners die Rede. 5 Auch aus dem erwähnten Schiller-Goethe­Briefwechsel fertigte Fontane Exzerpte an, in denen er auf seine Schopen­hauer-Lektüre zu sprechen kommt. 6 Für den Winter des folgenden Jahres erwähnt das Tagebuch die Schopenhauer-Abende im Hause Wangenheim, an denen neben Wangenheims und Fontanes auch Hofprediger Carl Windel­und Cousine teilnahmen. 7 Die Atmosphäre des Wangenheimschen Hauses beschreibt Fontane rückblickend im sogenannten Wangenheim-Kapitel, nicht ohne auf Hofprediger Windel, einer»Mischung von Strenggläubigkeit und Schopenhauer«, als dem Stichwortgeber für den Philosophen zurück­zukommen. 8 Damit nicht genug: Durch Wilhelm Gwinners Schopenhauer­Biographie wurde Fontane auf Carl Ferdinand Wiesike, den Ziegelei- und Torfgutbesitzer aus Plaue an der Havel, Anhänger der Hahnemannschen Homöopathie und glühender Verehrer Schopenhauers, aufmerksam, den er umgehend kontaktierte und bereits im Frühjahr 1874 erstmals besuch­te. 9 Aus diesem Kontakt mit dem Schopenhauer-Jünger der ersten Stunde erwuchs eine bis zu Wiesikes Tod im Jahre 1880 währende freundschaftli­che Beziehung, die durch jährliche Besuche gefestigt wurde. Die Stunden bei Wiesike»zwischen Schopenhauer, altem Rheinwein und Naturgenuß« 10 machten die Plauer Szenerie zu einem Arkadien auf Fontanes imaginärer To­pographie. Fontane hat seine Wertschätzung im Nachruf auf Carl Ferdinand Wiesike und im Plaue-Kapitel in Fünf Schlösser zum Ausdruck gebracht. 11 Ein Besuch bei Wiesike war ohne Schopenhauer nicht zu haben, doch Fontane wusste nicht nur den rheinweingefüllten Pokal zu schätzen, der zu Ehren des Hausgottes herumgereicht wurde, 12 sondern auch Wiesikes Bibliothek und die Schopenhauer-Handschriften, die Wiesike aus dem Nachlass Ernst Otto Lindners erworben hatte. 13 Im Plaue-Kapitel zitiert er sie wörtlich und gibt ausführliche Beschreibungen ihrer Beschaffenheit. 14 Fontanes nachweisliche Beschäftigung mit Schopenhauer erstreckt sich mithin über mehr als ein Jahrzehnt und endet nicht mit dem rscheinen von