Haut, die Muskeln, das Nervensystem, die Fortpflanzungsorgaue verhalten sich in entsprechender Weise, der Darm dagegen zeigt sich wesentlich verschieden; es ist ein gerades, mit öliger Flüssigkeit gefülltes, oben und unten geschlossenes Rohr ohne Mund und Aster. Das Würmchen nährt sich nur durch Austausch und Aufsaugung der Flüssigkeit, in welcher es schwimmt, ähnlich wie der Bandwurm, bei welchen! sogar jede Spur eines Darmkanals verschwunden ist. Man kann sagen, daß die meisten Eigenthümlich- keiten, durch welche der Bau des winzigen Männchens von demjenigen des riesigen Weibchens sich unterscheidet, einerseits auf Erhaltung von Charakteren des Jugendzustandes, der Larve beruhen, wie z. B. das Fehlen des Rüssels, andrerseits und großen-
theils aber Wirkungen des Schmarotzerthums sind, in welchem das Männchen die größte Zeit seines wahrscheinlich kurzen Lebens ! verbringt. Es schwimmt nur kurze Zeit als Larve umher; dann M heftet es sich an die Außenseite des Rüssels der älteren, reifen ^
Weibchen an dessen Wurzel an und gleitet von dort aus in !
den Eibehälter, nachdem es längere Zeit in dem Munde und !
Schlunde des Weibchens sich anfgehalten und dort seine letzten l
Metamorphosen Überstunden hat. Snccessive und fortschreitende Rück- , bildung der meisten Organe, einseitige Ausbildung der Fortpflanzungs- > apparate sind die gewöhnlichen Folgen des Schmarotzerthnms, und j wir sehen diese auch bei dein Männchen der grünen Bonellie deutlich ausgeprägt. (Schluß folgt.) !
Kleine Blumen, kleine Blätter.
Allerlei Schelmenweisheit oon (Edwin Wormnnn.
!
Getrost!
Kommt dir auch manchmal ein leises Beben,
Tritt, liebe Seele, nur tapfer ins Leben Und lasse die Augen munter schweifen,
Auf daß du lernst die Welt begreifen!
Und meine nicht, hast du was Bittres vernommen,
Es müsse dein Berz gleich zu Schaden kommen.
Denn Verstand und Berz, sie sind nimmer zu trennen; Lerne getrost nur die Dinge erkennen,
Und ehe du's ahnst, erblüht im Gemüthe Dir heimlich die Blume Berzensgüte.
Lesefrucht.
's ist mit dem Lesen ein eigen Ding.
Sagt, ob's euch nicht oft grad so ging: was gar so einfach, klar und schlicht,
Dünkt erst uns was Besondrer nicht;
Und doch ist's gerade das gewesen, was dann wir wieder und wieder gelesen, warum? — Ei drum, weil's eben gar So schlicht und klar.
Arrrn Kapitel der Weltkkrrgheit.
Wer allzuleicht vertraut der Welt,
Wohl manchmal in die Dornen fällt.
Wer aber, daß ja ihn: kein Leids geschieht,
Voll Mißtraun auf all' und jedes sieht,
Der meint, wer weiß wie klug zu sein,
Und — bettet sich gleich in die Dornen hinein.
Doch und Wenn.
Da giebt es Leutchen — mit glühenden Worten Loben sie allzeit uns allerorten;
Aber was es auch immer mag sein,
Binkt noch ein ,,doclch und ein ,,wenn" hinterdrein.
Und strahlte die Sonne im himmlischen Blau Vom Morgendnft bis zum Abendthau —
Zhc volles Lob würde sie doch erst verdienen, wenn sie noch ein wenig schöner geschienen.
Kuinor und Satire.
Fast dünkt's mich ein Majeftätsverbrechen,
In einem Athen: sie anszusprechen.
Denn, wo die Satire sich blicken läßt,
Da welkt das Gras wie vom Bauche der jdest; Doch Rosen streut auf all seinen Pfaden kstnnor, der lächelnde König der Gnaden.
Zur Schritt.
Fehlen zum Fluge dir die Schwingen,
Versuches im Schritt ans Ziel zu dringen Und laß es dir zum Tröste sein:
Erkämpftes Gut ist doppelt dein!
Manneswort.
Der steht ein Mann vor Männern da —:
Zu froher That ein freudig Ja;
Doch will's die Zeit, und muß es sein —
Ein kräftig Nein!
Lotti.
Skizze von Mar Wernstein.
Liebst du die Kinder? Wenn du sie nicht liebst, daun kennst ^ du sie nicht. Dann hast du eine ganz falsche Meinung von ihnen.
Da ist zum Beispiel die kleine Lotti. Ein schönes Kind, mit ihren losen, langen dunklen Haaren, die immer so ungeduldig hin und her geschleudert werden, wenn sie das Trotzköpfchen schüttelt; mit ihren tiefen dunklen Augen, die eine besondere Fähigkeit besitzen, versteckte süße Sachen auszufinden; mit ihrem rosigen Mündchen, dem diese süßen Sachen so gut schmecken, und das sich zum Schmollen und Weinen verzieht, wenn man sie ihm nicht geben will.
Also — wird Einer sagen — ein unartiges, unleidliches Kind!
O nein! Nur ein kindliches Kind; ganz wie sich's gehört. Der liebe Gott weiß schon, warum er das so eingerichtet hat, daß die Kinder eben — Kinder sind, daß sie manchmal unartig sind und gern naschen und gern fragen . . .
Das Fragen! Das verstand Lotti. Es machte ihr Spaß. Sie wollte Alles wissen. Sie frug immer. Ost wartete sie die
Antwort gar nicht ab. Denn ehe die kam, fiel ihr schon wieder etwas Anderes ein. Dann plapperte sie . . . immer zu, immer zu . . . aber es hörte sich hübsch an. Sie war lieb und klug.
So klug war sie freilich nicht, daß sie während des Gewitters keine Angst gehabt und allein in der Kinderstube ausgehalten hätte.
Die Mama war gleich nach Tisch ausgegangen, zu Besuch; die Magd war auch nicht da. Es blitzte und donnerte in Einem fort.
Einen Apfel in der linken Hand — den ließ sie trotz aller Angst nicht los — schlich sie aus der Stube, durchs Wohnzimmer, bis zu dem Zimmer, wo der Papa immer schrieb.
Er schrieb auch jetzt. Es war ein Abschiedsbrief —- an das Leben. Er war ein reicher junger Kaufmann. Aber damit war es seit einer Stunde vorbei. Er hatte guten Freunden helfen wollen. Die guten Freunde hatten ihn belogen. Sein Reichthum war dahin. Auf dem Tische vor ihm lag das Telegramm, welches ihm sagte, daß er ein Bettler sei. Deßhalb war er, mit seinen dreißig Jahren, nun nicht mehr jung. Seit einer