Heft 
(1897) 13
Seite
367
Einzelbild herunterladen

367

Die Heschichte vom kleinen Arlecchino.

Ingenieur- und Arbeiterpersonal.

/'I

NO:

OM

MM

M»L

MU

Erst nach einer langen Zeit wnrde er ruhig. Er stand auf, zündete die Lampe an, nahm aus einem Schub­fach ein verschließ­bares Buch heraus und schrieb mit fester Hand hinein:

Den 17. Novem­ber. Heute habe ich meine Seele vom Pöbel Zerreißen lassen, und in ihrem Todes­kamps erweckte sie eine andre. Wie lange wird Lala eine Seele haben? ..."

Das war wieder ein Tagebuchblatt, das die Bewohner des Ortes wohl nicht recht ver­standen hätten, nur würden sie vielleicht, da der NameLala" darin vorkam, geschlossen haben, daß er in Lala verliebt sei.

Und Lala? Sie wußte gar nicht, was eigent- dich mit ihr vorgegangen war. Sie weinte die halbe Nacht und betete dazu, der liebe Gott möchte ihr doch die große Kunst verleihen und diese wunderbare Kraft, die sie jetzt so traurig und sehnsüchtig gernacht hatte. Und wenn sie sich dann wieder seine Gestalt vorstellte, mußte sie sich schütteln vor Lachen. Aber es war sonderbar ganz anders, als sie früher gelacht hatte; hinterher schämte sie sich fast, daß sie es thun mußte.

Sie schlief fehr schlecht. Am andern Morgen waren ungefähr zwei Dutzend prächtige Bouquets für sie da. Die kamen alle von Herren, die in der Stadt wohnten und ihr in den Begleitkarten ihre Bewunderung ausdrückten. Sie freute sich riesig und war den ganzen Tag sehr vergnügt und plauderte mit ihren Kollegen und Kolleginnen, die alle neidisch auf sie waren, aber sehr zutraulich thaten und nebenher auch natürlich über den Arlecchino stichelten und witzelten, der sich bei seinen Kollegen gar nichts blicken ließ. Und sie lachte natürlich mit den andern und erzählte selbst noch alles, was sie von früher über ihn wußte.

Jetzt begann ein herrliches Leben für sie. Jeden Tag bekam sie eine Menge Blumen und Schmucksachen ge­schenkt und wurde Zu Gesellschaften einge­laden, die sie in Be­gleitung des Direktors gern besuchte. Der Arlecchino hatte sich ein- für allemal jede Einladung verbeten; man konnte ihn außer­halb des Theaters über­haupt niemals zu Ge­sicht bekommen.

Ä-

Lala saß jetzt oft allein ans ihrem Zim­mer, ohne etwas zu thun. Denn allein aus­gehen mochte sie nicht, und Rollen auswendig zu lernen, zu studieren

Zahlamt in Brooklhn.

.. . .

'V ^