Heft 
(1897) 13
Seite
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Weöer Land und Meer.

ausgesührten dekorativen Malereien berechtigtes Aufsehen erregten. Die weiteren Kreise lernten ihn gelegentlich der 1877 nin die Malereien für das Goßlarer Kaiserhaus aus­geschriebenen Konkurrenz kennen, wo er für mit Bleibtren gemeinsam gefertigte Entwürfe den zweiten Preis erhielt. Die Nuhmeshalle des Berliner Zeughauses wurde dann die Statte auch seines Ruhmes. Hier prangen seine monumentalsten Schöpfungen: die Wandgemälde der Herrscherhalle, die in Caseinfarben ausgesührten Bilderreihen, die den Krieg, die Walhalla, vor allem aber die Wiedererrichtung des deutschen Kaiserreiches und den Frieden veranschaulichen, wobei die portratähnlichen Züge der dabei verwendeten Idealfiguren ein besonderes Interesse erwecken. Von den ferneren Werken Geselschaps verdienen noch die malerischen Entwürfe genannt zu werden, die die Stätte zieren, wo er jahrelang als Lehrer und Vorbild der Jugend gewaltet. Es sind das die Entwürfe für Glasfeuster in der Königliches Akademie der Künste, Figuren in antiker Gewandung, die das Leben Kaiser Wilhelms I. veranschaulichen. Die fast an antike Vorbilder gemahnende Größe der Auffassung, die markige Kraft der Komposition in den Werken Geselschaps sichern ihm eine bleibende Anerkennung.

Das neue eidgenössische Lanöesmuseuw in Zürich.

(Siehe die Abbildung Seite 409.)

Ein 25. Juni ist in der uralten Helveterstadt an der SA Limmat das neue eidgenössische Landesmuseum feierlich eingeweiht worden. Der mächtige Bau, der sich im park­artigenPlatzspitz", einer herrlichen Anlage hinter dem Bahnhofe, erhebt, unterscheidet sich von allen andern ähn­lichen Gebäuden; es ist nicht eiil einheitlicher Stil, in dem es sein Schöpfer, der Züricher Stadtbaumeister Gull aufführte, sondern es umschließt in glücklicher Vereinigung und wohlthnender Harmonie den gotischen, romani­schen und Renaissancestil des Mittelalters. Und dem­entsprechend ist auch das Innere gehalten. Es zeigt die Entwicklung der Architektur in der Schweiz. Was nun die Sammlungen betrifft, so wird es nicht nur alle jene höchst wertvollen Altertümer enthalten, die bisher in den verschiedenen, oft sehr zerstreut liegenden Räumlichkeiten nntergebracht werden mußten, an denen das heutige Zürich so reich ist, sondern auch vieles Kostbare, Sehenswerte und Lehrreiche, das in allen Teilen der Eidgenossenschaft auf­gespeichert war, hat feinen Weg nach dem neuen Gebäude gefunden.

Ile »rliliHe Wc-ilim der Korvette.Mlv.

6Das rege Interesse, das die deutsche Negierung der cV Hochseefischerei entgegeubringt, wird von neuem durch die vom Reichsmarine-Anit ausgerüstete Expedition der Kor­vetteOlga" nach den arktischen "Gebieten zur Erforschung der Fischgründe der nordischen Gewässer bekundet. Schon 1871 und 1872 ließ die preußische Regierung die Ost- und Nordsee in hydrographischer und biologischer Beziehung untersuchen, woran sich eine Reihe von Gelehrten beteiligte. Jetzt hat sich wieder ein Stab von Gelehrten und Fach­leuten an Bord derOlga" unter Leitung des Vorstandes des Seefischereivereins, Kapitän z. S. a. D. Dittmer, ein- geschisft, um in: hohen Norden Studien .und Probefischzüge zu machen.

DieOlga" hat am 22. Juni unter dem Befehl des Kapitünlieutenants von Dassel Wilhelmshaven verlassen und die Reise, deren Endziel die im Polarmeer zwischen

dem 76. und 80. Grad nördlicher Breite und 10. und 33. Grad östlicher Länge gelegene Insel Spitzbergen sein wird, angetreten. Obwohl in erster Linie wissenschaftlicher Natur, hat diese Expedition für unsre Hochseefischerei­verhältnisse die größte Bedeutung. Wem: man sich ver­gegenwärtigt, daß zurzeit etwa fünftausend Segler und sechshundert Dampfer neun Monate im Jahre tagein, tag­aus die Nordsee mit dem Grundnetz durchwühleu, so muß es einlenchten, daß die Natur für einen so maßlosen Masseu- fang ans die Dauer keinen Ersatz zu schaffen vermag. Hier liegt ein großes Gebiet der internationalen Schutz­gesetzgebung für die Fischerei vor uns. Es erscheint als dringend notwendig, für die Hochseefischerei eine gesetzliche Schonzeit einzuführen. Derartige Verhandlungen sind auch seit einigen Jahren im Gauge, ohne jedoch zum Abschluß gekommen zu sein, da hier nur durch ein internationales Abkommen Hilfe geschaffen werden kann.

In Erkenntnis der Thatsache, daß das höchste Maß der Ergiebigkeit der Nordsee erreicht ist, haben die Reedereien der deutschen Fischdanipfer seit einigen Jahren angefangen, eine Anzahl ihrer Fahrzeuge weiter nördlich als das eigentliche Fischereigebiet der Nordsee, das im Norden nach der internationalen Konvention mit dem 61. Grad nördlicher Breite abschließt, und bis Island hinauf zu senden. Die Fangergebuisse sind erfahrungsmäßig reicher und wiegen die größeren Kosten der längeren Reise auf. Der Zweck der Olga"-Expedition ist nun, die Fischereiverhaltnisse der nörd­licheren Mecresteile zu erforschen, und die Kommission, unter der sich Gelehrte des Biologischen Instituts in Helgoland befinden, wird ihr Augenmerk besonders auf die Laich- und Zngzeit der Fische richten, während den Fachleuten, zu denen der Fischmeister von Helgoland und ein erfahrener Kapitän eines Geestemünder Fischdampfers gehören, die Auf­findung der besten Fischgründe obliegt. Eine Besatzung von 260 Köpfen seegewohuter Leute, deren Beruf das Hochseefischereigewerbe ist, und die in der von dein zum Schifssstabe gehörenden Fischereilieutenaut Lieutenant zur See Jaeger geleiteten Fischereischule gut vorgebildet sind, steht der Kommission zur Seite, so daß man auf ein gutes Gelingen der Expedition und auf reiche wissenschaft­liche und praktische Ergebnisse hoffen darf. Die .Korvette Olga", die sonst die Dienste zum Schutze und zur Be­aufsichtigung der Nordseefischerei versieht, ist auf der kaiser­lichen Werft in Wilhelmshaven für die Expedition aufs sorgfältigste ausgerüstet. Für die Gelehrten ist in erster Linie im Zwischendeck ein geräumiges, luftiges und Helles Laboratorium eingerichtet und mit den nötigen wissenschaft­lichen Apparaten und Instrumenten, die zum großen Teil dem Biologischen Institut in Helgoland entnommen sind, versehen. Außerdem enthalt es eine sehr reichhaltige Bibliothek der einschlägigen Fnchlitteratur. Für die praktische Seite der Expedition sind Fauggeräte aller Art, darunter ein großes Grundschleppnetz mit Dampfwiude, wie es die Hochseefischereidampfer führen, vorgesehen. Das Schiff hat Dampfheizung, und es sind Vorkehrungen zum besonder? dichten Verschluß der Luken, Thüren und Oberlichte ge­troffen, um auf alle Fälle gegen übermäßige Kälte geschützt zu sein.

DieOlga" wird die Reise lediglich unter Dampf machen und ist daher, wie unser Bild zeigt, von ihrer für den jetzigen Zweck des Schiffes nur hinderlichen Takelage befreit. Dagegen führt sie Sturmsegel, die namentlich beim Fang mit dem Grundschleppnetz und bei stürmischem Wetter gute Dienste leisten. Vorn auf dem Mars ist ein Ausguck errichtet, der nach allen Seiten eine Fernsicht gestattet. Dies ist namentlich mit Rücksicht auf das zu erwartende Treibeis geschehen, in dessen Zone Spitzbergen liegt. Die Verproviantierung derOlga" ist auf fünf Monate vor­gesehen und in jeder Hinsicht zweckmäßig. Große Sorgfalt