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Melier Land und Meer.
ist auch auf die Wahl der Bekleidung gelegt, da das Klima in Spitzbergen durchaus arktisch ist und selbst im Sommer, wo sich in den langen Tagen, an denen die Sonne nicht nntergeht, eine sehr bedeutende Wärme entwickelt, im Schatten doch so rauh ist, das; weder Eis noch Schnee schmilzt.
Die „Olga" ist ein ans Eisen gebautes Schiff von
2169 Tonnen Deplacement, 2100 Pferdekräften und 12 Knoten Geschwindigkeit. Ihre frühere Armierung ist beseitigt und besteht jetzt nur aus einigen leichten Schnellladekanonen. Das nächste Reiseziel der Expedition ist die vom Eismeer umgebene Hafenstadt Tromsoe in Norwegen, wo Schisse, die nach Spitzbergen segeln, ihre Ausrüstung zu vervollständigen pflegen. Bernhard Denninghoff.
itöer aus Pretoria.
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t^ie erste europäische Ansiedelung im Kaplande erfolgte <V im Anfänge des siebzehnten Jahrhunderts durch die holländisch-ostindische Compagnie und bestand meistens aus Holländern. Das Land blühte trotz vieler blutigen Kämpfe mit den Eingeborenen rasch ans, so das; England bereits 1620 seine Hände zur Besitzergreifung ausstreckte; die Umstände schienen jedoch zu erheischen, daß man cs vorläufig bei einer Proklamation bewen- - den ließ. Englands Angriff 1782 endigte, dank der tapferen Verteidigung der Buren, mit einer Schlappe, und auch weitere Annexionsver- snche wurden thatkräftig ab- gewehrt. Aber nach der Vernichtung der französischen
Flotte bei Trafalgar benutzte Allstem 1806 die Gelegenheit und besetzte das Kap, nachdem der holländische Resident mit seinen Truppen vertrieben war. Die Buren wollten jedoch von englischer Herrschaft nichts wissen und verließen die Kolonie. In diese Zeit, um 1837, fällt die Besiedelung von Natal durch die Buren. Der Rest derselben, circa 10 000 Mann, siedelte sich am Vnalfluß, den Draken- bergen und so weiter an. Die Verfolgten hatten aber nirgends Ruhe, und erst nach jahrzehntelangen Kämpfen nin die Freiheit langte ein Teil der Bnren in Transvaal an, wo sie eine Republik gründeten und im Jahre 1857 sich auch eine Verfassung gaben. Die Annexion Transvaals durch die Engländer, 1877, und das Abschütteln dieses Joches durch die Buren, 1881, ist genügend bekannt, ebenso der räuberische Einfall von Dr. Jameson. Transvaal (Südafrikanische Republik) steht heute unabhängig da, und man darf überzeugt sein, das; bei weiteren Annexionsgelüsten ein Kampf bis aufs Messer geführt werden wird, da zum weiteren Suchen einer neuen freien Heimat kein Land mehr in Südafrika vorhanden ist. Präsident Krüger (geboren 10. Oktober 1825) steht bereits fünfzehn Jahre an der Spitze der Negierung und ist bei der im Mai erfolgten Neuwahl abermals auf fünf Jahre in seinem Amte bestätigt worden. Das Ergebnis wurde von der großen Mehrheit der Bevölkerung, namentlich gegenüber den Machenschaften der englischen Partei, mit Be-
Haus des Präsidenten Krüger in Pretoria.
geisternng ausgenommen, und in Pretoria gestaltete sich die feierliche Einschwörung des wiedergewählten Präsidenten, am 12. Mai dieses Jahres, zu einer großartigen Kundgebung. Einige Scenen daraus geben wir im Bilde wieder.
Pretoria, die Hauptstadt der Südafrikanischen Republik
und Sitz der Regierung, liegt in einem sehr hübschen Thale, rings von Bergen umringt. Die Umgebung ist fruchtbar, und es herrscht Ueberflnß an Wasser, doch läßt der Zustand der Wege noch viel zu wünschen. Die zu Weihnachten 1897 dem Verkehr übergebene Pretoria Tramwap- Compagnp- Limited hat,
selbst nachdem ihre Tarife von der Negierung um etwa die Hälfte herabgesetzt worden sind, noch immer ziemlich hohe Preise.
Vom Bahnhof gelangen wir längs der Marktstraat auf den Kerkplein, wo das Gouvernementsgebände steht. Der für südafrikanische Verhältnisse großartige Bau, dessen Herstellung 3 200 000 Mark erforderte, enthält verschiedene große Säle für die Beratungen der Regierung und des Volksraad wie Bureaus für den aus 250 Personen bestehenden Beamtenetat. Gegenüber dem Regierungsgebäude erhebt sich das diesem ebenbürtige Jnstizgebäude, das Ende 1898 vollendet sein wird. Am Gouvernementsgebände biegt die Pferdebahn rechts ab und läuft in die Kerkstraat, in der die bedeutendsten Geschäfte liegen. Der größte Teil davon besteht aus englischen Firmen. Häuser wie T. W. Beckett L Co. Limited, die Umsätze von Millionen Pfund Sterling erzielen, sind nicht vereinzelt. Die Läden sind ganz nach europäischem Geschmack eingerichtet und elektrisch beleuchtet. Tie Kerkstraat läuft aus in die Arcadiabrug, dis das eigentliche Pretoria mit den Vorstädten Arcadia, Trevenna, Junnyside verbindet. Hier stehen prachtvolle Villen von Geldmagnaten, ansgestattet mit allem nur erdenklichen Luxus, denn für schweres Geld ist auch in Transvaal alles zu haben. Recht bescheiden erscheint dagegen das Hans des Präsidenten Krüger, an der westlichen Seite der Stadt in der Kerkstraat belegen. C. A.