Heft 
(2021) 112
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Fontane-Lied- und Gedichtdrucke  Fischer 87 festen, doch dienten diese einer militärischen Erinnerungs- und Feierkul­tur und überschnitten sich nur teilweise mit den späteren Sammlungen. 35 Neben Schneider muss Hesekiel als weiterer Wegbereiter genannt werden. Mit seinen drei Heften Preußenlieder 1846–1849 gab er den Übergang von der»vaterländischen Ballade« zur politischen Dichtung der Gegenrevolu­tion vor. 36 In den Schöne[n] Neue[n] Lieder[n] setzte er die Richtung noch im Jahr 1849 fort. Der Titel lehnte sich an geläufige Titel der traditionell über Flugblätter verbreiteten populären Lieder an, als handelte es sich um Lieder aus dem Volk und für das Volk. Hesekiel war ein Meister künstlicher Volks­läufigkeit. Danach zeichnet sich eine teils initiative, teils wegbereitende Rolle von Tunnel-Mitgliedern bei der Produktion und Distribution von Dichtungen für politische Zwecke der Gegenrevolution ab. In der Folge sind dann nicht wenige weitere Tunnelianer mit ihren Gedichten und Liedern in einschlägi­gen Sammlungen vertreten gewesen. Dabei kann und muss nicht davon ausgegangen werden, dass dies immer im Einverständnis mit den Verfas­sern geschah. Entscheidend ist, dass sich ihre Gedichte und Lieder nach Meinung der Herausgeber und Verleger für die besagten Zwecke eigneten. Welche Zwecke das waren, wurde in der Regel deutlich gesagt. Nicht weniger interessant sind die Zielgruppen, ob Amtsträger, Institu­tionen oder Organisationen, da sich aus ihnen die Strukturen der Verbrei­tung dieser Gedichte und Lieder ablesen lassen. Schließlich ist bei alledem in Rechnung zu stellen, dass Preußen durch das»Frankfurter Deutschland« eine ernsthafte Herausforderung erwachsen war. Was der Selbstvergewis­serung eines erschütterten Preußen diente, musste willkommen sein, und das brauchte nicht immer gleich ›politisch‹ zu sein. In diesem Rahmen er­folgte die Verbreitung von Fontanes Feldherrn-Liedern; so erreichten sie ihre Zielgruppen in Heer, Landwehr, Vereinen, Schulen und Öffentlichkeit. Dreißig Jahre später hatte Fontane noch eine ziemlich lebhafte Erinnerung daran: Denke an meine»Männer und Helden«, die mich auf einen Schlag zu ei­ner kleinen Berühmtheit machten; an drei, vier Stellen wurden sie zu gleicher Zeit gedruckt, der Tunnel hatte gejubelt, in Theatern und öffent­lichen Lokalen wurden sie gesungen[]. Seitdem sind sie volksthümlich geworden, und die Lieder vom alten Zieten und Derfflinger stehen in allen Anthologieen. 37 Am Ende schließt sich auch hier der Tunnel-Kreis. Karl Bormann(»Metas­tasio«), Provinzialschulrat für die Provinz Brandenburg, gehörte zu Fonta­nes engstem Berliner Bekanntenkreis und war außer im Tunnel im Rütli und in der Ellora dabei. 38 Er rezensierte die Hohenzollern-Sammlung mit dem halben Hundert Gedichte seiner Tunnel-Genossen Hesekiel, Scherenberg, Merckel, Fontane und Goltdammer im Schulblatt für die Provinz Branden­burg mit der ausdrücklichen Empfehlung: