Heft 
(1992) 53
Seite
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ANHANG

Jung-Bismarck-Gedichte aus "Nord und Süd"*

I.

In diesen Zügen, fast von mädchenweiche,

Wer ahnt darin den künftigen Gewaltigen,

Den Stu r mwetterten, den Erzgestaltigen,

Der da zerschlagen wird und aufbau'N Reiche?

Zwar künet auch dies Antlitz schon die Kraft: Wie trotz das Kinn, wie bant so hoch die Stirne

Ein stolz Gewölb dem schaffenden Gehrine:

Doch ist "Jung-Bismarck" nicht "Jung-Siegried-haft".

Ihm fehlt die Hornhaur, die ihm sehr von Röthen! Nicht, weil ih mDänen grimmig und Franzosen

Im offnen kampf bald Helm und Schild umtosen:

Nicht Feindeslanzen wird sein Herzblut röthen.

Doch wehe, weh, daß ihm die Hornhaut fehle,

Wann einst ihn trifft mit g i ftgetränkten Pfeilen, - Wie schwer, wie schmerzreich diese Wunden heilen! -

Der Undank seiner Deutschen in die Seele!

Doch nicht um Dank und Lohn hat er gestritten:

Aus Dienstpflicht für den König, seinen Herrn, Und auch aus Liebe zu dem Volk, wie gern

Er stolz sich oft mag dessen Lob verbitten.

Wann er entrückt ist der Parteiung Treiben, Wird das Gewolk, das ihn umwogt hat, fallen

Und, leuchtend, in der Weltgeschichte Hallen,

Dicht bei Arnim, wird stehn sein Erzbild bleiben! -

Königsberg i. Pr. Felix Dahn

Vgl. S. 42 ffr

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