Heft 
(2023) 115
Seite
138
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138 Fontane Blätter 115 Dossier: Fontanes Fragmente. Fortsetzung Testweise betrachten wir den theoretischen Überlegungen in der Einlei­tung folgend die Token bzw. Wörter in der rechten Spalte als Indikatoren für ›Phänomene des Unvollendeten‹; zudem lassen sich, denn die Logik der Listen lässt sich auch umdrehen, die Token bzw. Wörter in der linken Spalte als Indikatoren für ›Phänomene des Vollendeten‹ betrachten. Dabei ignorie­ren wir allerdings zunächst auf beiden Seiten alle Wörter, die auf inhaltliche Aspekte der Texte hinweisen, vor allem Namen(z. B.»störtebeker«,»stech­lin«,»brose«,»effi«,»briest« usw.) und besonders häufige Elemente der er­zählten Welt(z. B.»kirche«,»schiffe«,»kloster« usw.). Auch zeigen sich noch einige durch orthographische Varianz induzierte Kontraste, etwa der zwi­schen»bloß« und»blos«. Das, was in den aufgeführten Wortlisten nach dieser ersten Filterung übrigbleibt, lässt sich keineswegs vollständig und schon gar nicht unmittel­bar in Hinblick auf allgemeinere Textphänomene interpretieren. Im Folgen­den versuchen wir deshalb, einzelne aus unserer Sicht besonders markante Wörter aufgrund gemeinsamer Merkmale thesenartig zu Phänomenen zu­sammenzufassen: Phänomene des Vollendeten: V.I Narrativer Gestus: Von den 9 eindeutig identifizierbaren finiten Vollver­ben mit Tempus-Kennzeichnung in der Liste ›Unterrepräsentiert in den Fragmenten‹ stehen 7 im(epischen) Präteritum und nur 2 im Präsens(vgl. »sagte«,»nahm«,»lachte«,»fuhr«,»ging«,»sagen«,»sehen«,»kam«,»sah«). V.II Kolloquialer Stil: Eine ganze Reihe von Adverbien und/oder Partikeln in der Liste ›Unterrepräsentiert in den Fragmenten‹ weist auf einen kolloquia­len Stil hin, der wiederum Indikator für die simulierte Mündlichkeit in den publizierten Werken sein könnte(vgl. z. B.»freilich«,»dabei«,»gerade«,»ei­gentlich«,»wirklich«,»recht«,»lieber«,»gewiß«,»wenigstens«,»doch«,»üb­rigens«,»trotzdem«,»ach«,»ziemlich«,»kaum«,»nu«). V.III Diegetisches Schreiben: Temporale und lokale Deiktika sind in der Liste ›Unterrepräsentiert in den Fragmenten‹ zu finden, was auf szenische Gestal­tung(›diegetischer Modus‹) der Texte hindeutet(vgl.»während«,»heute«, »her«,»hin«,»gleich«,»danach«,»draußen«); hinzu kommen Zeitwörter(vgl. »stunde«,»augenblicke«). In der Liste ›Überrepräsentiert in den Fragmen­ten‹ kommen solche Deiktika hingegen nur selten vor(vgl. etwa»später«). Phänomene des Unvollendeten: U.I Entwurfspräsens: Von den 9 eindeutig identifizierbaren finiten Vollver­ben mit Tempus-Kennzeichnung in der Liste ›Überrepräsentiert in den Frag­menten‹ stehen 9 im Präsens, keines im Präteritum(vgl.»sagt«,»spricht«, »erzählt«,»findet«,»kommt«,»nimmt«,»stirbt«,»antwortet«,»tritt«).