Heft 
(2023) 116
Seite
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Georg Friedlaenders Aus den Kriegstagen 1870 D'Aprile 103 Georg Friedlaender 1904 in Italien. Zeichnung von H. Figge 52 Ich habe alle[] Argumente wohl erwogen u. um so mehr gebilligt, als ich wahrhaftig genug um meines Namens Willen erlitten habe(als Offi­zier, als Student, als Referendar, als Staatsanwalt; bis ich mich endlich vor mir selbst verkroch und hier in Schmiedeberg untertauchte; aber selbst hier und gerade noch in letzter Zeit habe ich weiter büssen müssen [] Aber ich wollte eigentlich bei Lebzeiten meiner guten, alten Mutter Nichts unternehmen, um ihr den Schmerz zu ersparen. Inzwischen ist aber mein Bruder gestorben, der die Angelegenheit, wenn sie reif ge­worden, durch seine mannichfachen Beziehungen regulieren wollte und soll mein Sohn zu Ostern das Abiturienten-Examen machen. Sein lebhafter und durchaus berechtigter Wunsch ist es nun, die Namens­Sache bis zum Examen beendigt zu sehen. 53 Der große Name Friedlaender, der wie Lessing, Mendelssohn oder Nicolai die Glanzlichter der preußischen Aufklärung repräsentierte, war ihm von den Eliten des von ihm selbst miterkämpften Kaiserreichs gründlich verlei­det worden. Noch bis mindestens 1909 zogen sich Friedlaenders Verhand­lungen mit den Fontane-Nachfahren um die Edition der Fontane-Briefe, mit der die»Fontane-Renaissance« bereits 50 Jahre früher eingeleitet worden wäre bzw. das öffentlich zugängliche Fontane-Bild schon damals eine ent­scheidende Erweiterung erfahren hätte. Es blieben vergebliche Mühen. Ge­org Friedlaender starb am 23. Juli 1914 nur wenige Tage, bevor mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs die deutschen Katastrophen des 20. Jahrhun­derts eingeläutet wurden.