Heft 
(2024) 117
Seite
16
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16 Fontane Blätter 117 Unveröffentlichtes und wenig Bekanntes käuflich« an. 13 Die Königliche Nationalgalerie setzte nach eigenem Ermes­sen einen Versicherungswert von 200 Reichsmark an. Im Ausstellungskata­log wird die Lesende Dame schließlich unter der Katalognummer 238 geführt, dort heißt es, die Angaben des Anmeldebogens wiedergebend, »Lesende Dame. Vielliebchengeschenk für Frau E. Fontane. Wasserfarbe, h. 0,11, br. 0,07.« Auch die Zuordnung zu den Besitzern, die Friedrich Fonta­ ne als»Theod. Fontanes Erben Berlin « angegeben hatte, erfolgt im Kata­log. 14 Bei der Versteigerung des Fontane -Nachlasses in der Auktion 35 bei Mey­er& Ernst am 9. Oktober 1933 findet sich im Auktionskatalog in den 32 Einträ­gen, die unter der Überschrift»Bildliches aus Fontanes Besitz« aufgeführt werden, nur ein Eintrag zu Adolph von Menzel , der zwei Radierungen be­trifft. 15 Die Lesende Dame wird nicht aufgeführt. Es ist davon auszugehen, dass sie bereits vorher verkauft wurde. Ein Beleg dafür steht derzeit noch aus. Für das Jahr 1836 lässt sich die Besitzfrage aus den Lebenserinnerungen des jüdischen Sammlers Berthold Nothmann klären. Dort schreibt Nothmann: Meine kleine Gouache von Adolf von Menzel ist 1872 gemalt und stellt eine Dame auf einem Saale -Dampfer sitzend dar. Das Bildchen hat Men­zel der Gattin Theodor Fontanes als Vielliebchengeschenk verehrt. Es trägt auf der Rückseite folgende Widmung Menzels an Frau Fontane : »Möge verehrte Frau, Ihre Enttäuschung bei Anblick des Umseitigen nicht so groß sein, um Ihnen zur Warnung zu werden, jemals wieder bei jeweiliger Gelegenheit mit jemandem ein Vielliebchen zu essen.« 16 Wie sich anhand des retrodigitalisierten Einkaufsbuchs der Galerie Heine­ mann (München ) nachvollziehen lässt, erwarb die Galerie Heinemann das Werk am 12. Mai 1938 von Berthold Nothmann(Berlin ) für 2.500 Reichs­mark. 17 Eine Provision von 250 Reichsmark wurde an»Litthauer« für die Vermittlung des Verkaufs gezahlt, wie aus der Kartei der Lagerbücher der Galerie Heinemann hervorgeht. 18 Berthold Nothmann musste vor seiner Emigration aus Deutschland nach England im Jahr 1939 einen Teil seiner Kunstwerke veräußern. Die Lesende Dame von Adolph von Menzel gehörte zu eben jenen Werken. Nach einer dreitägigen Zwischenstation des Bildes im Juni 1838 beim Kunstversteigerungshaus Adolf Weinmüller im Leuch­ tenberg-Palais am Odeonsplatz in München , zu der die Galerie Heinemann es in Kommission gegeben hatte, 19 gelang der Galerie Heinemann nur knapp drei Monate nach dem Erwerb von Berthold Nothmann, am 4. Au­gust 1938, der lukrative Weiterverkauf des Bildes für 5.500 Reichsmark an Dr. Otto Erwin Frentzel, wohnhaft in der Bismarckstraße 17/18 in Elbing im damaligen Westpreußen und heutigem Polen . 20 Als Teil der Sammlung Dr. Frentzel wurde das Bild neben zwei ande­ren Menzels bereits zwei Jahre später, am 18. Oktober 1940, unter der Losnummer 529 und dem Titel»›Lesende Dame‹ mit Sonnenschirm und