Adolph von Menzels Lesende Dame Busch 21 Der Sammlungszusammenhang, in den sich die Lesende Dame nun in das Theodor-Fontane-Archiv, einem dezidierten Literaturarchiv, einfügt, wird ihrer doppelten Bedeutung als Kunstwerk und Handschrift in besonderer Weise gerecht. Aus dem Bestandsprofil des Archivs, das nicht nur über den größten Teilnachlass von Handschriften Theodor und Emilie Fontanes und ihres Umkreises verfügt, sondern auch eine umfangreiche Kunstsammlung beherbergt, ergibt sich nahezu idealtypisch eine Verbindung von Kunst und literaturhistorischem Zusammenhang. Aus archivalischer Sicht hat das Bild daher auch keine Rückseite, sondern nur zwei Vorderseiten mit gleichrangiger Aussagekraft. Seine Bedeutung resultiert eben nicht nur aus der vollendet ausgeführten Gouache, sondern auch aus der Widmung Menzels an Emilie Fontane , die einen Kosmos an Zusammenhängen zwischen dem Berliner Kunst- und dem literarischen Leben im 19. Jahrhundert offenlegt. Sie verortet die Zeichnung in einem zeit- und personenhistorischen Kontext, der über die reine Darstellung hinausweist. Dieser Kontext beleuchtet die über viele Jahrzehnte andauernde freundschaftliche Beziehung zwischen den Häusern Fontane und Menzel und die Nähe künstlerischer und schriftstellerischer Schaffensprozesse. Die Menzelsche Ausführung sei, so Emilie Fontane in einem Brief an ihren Mann,»Deiner Produktion etwas ähnlich« 32 .
Heft
(2024) 117
Seite
21
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