Fontanes Militärzeit Druschke 83 war dabei sicher mit im Spiel. Wenn man sowieso die Militärkosten aufbringen musste, konnte durch Übernahme von Polizeiaufgaben durch Soldaten an der Sicherheitspolizei gespart werden. Von der staatlichen Kontrolle und Überwachung war kaum ein Bereich des Lebens im damaligen Preußen ausgenommen. Man misstraute grundsätzlich seinen ›Untertanen‹, so auch den eigenen Soldaten. Dass alle Soldaten der Disziplinarstrafgewalt ihrer Kommandeure unterstanden und die Kriegsartikel des Militärstrafrechts – wenn auch eingeschränkt – bereits in Friedenszeiten galten, wurde den Rekruten schon vor Ablegung Ihres Soldateneides klar gemacht. Ihr Eid lautete: Ich[(z. B.) Theodor Fontane ] schwöre zu Gott dem Allwissenden und Allmächtigen einen leiblichen Eid, daß ich Seiner Majestät dem Könige von Preußen, Friedrich Wilhelm IV. , meinem Allergnädigsten Landes herrn , in allen und jeden Vorfällen, zu Lande und zu Wasser, in Kriegsund Friedenszeiten, und an welchen Orten es immer sei, getreu und redlich dienen, Allerhöchstdero Nutzen und Bestes befördern, Schaden und Nachtheil aber abwenden, die mir vorgelesenen Kriegsartikel und die mir ertheilten Vorschriften und Befehle genau befolgen und mich so betragen will, wie es einem recht-schaffenen, unverzagten, pflicht- und ehrliebenden Soldaten eignet und gebühret. So wahr mir Gott helfe durch Jesum Christum zur Seligkeit. Die erwähnten Kriegsartikel, die z. B. Verrat, Desertion, Umgehung der Militärpflicht, Feigheit, Insubordination(Ungehorsam gegenüber Vorgesetzten), Veruntreuung von Waffen und Montierungsstücken, Fälschung von Rapporten und Urkunden, Bestechlichkeit, Pflichtwidrigkeit auf Posten, Ausbleiben über den Zapfenstreich hinaus, Trunkenheit, Schuldenmachen und Spiel, aber auch das Heirathen ohne Genehmigung u. a. m. unter Strafe stellten, 90 schränkten die Freiheiten der Soldaten gegenüber den Zivilpersonen noch weiter ein. Dass Fontane dies beim Militär akzeptieren musste, dass bei der Äußerung radikaler Ansichten auch im Kreise seiner Tunnel Genossen Vorsicht geboten war, hielt ihn indes nicht davon ab, in seinem offensichtlich kurz nach der Tour entstandenen England-Reisebericht, 91 seinem Vater gegenüber offen auszusprechen, was er von den freiheitlichen Verhältnissen in Preußen im Vergleich zu England hielt. Daraus resultierte sein klares Plädoyer für die individuelle Freiheit des Einzelnen, die er in England gegeben sah, in Preußen dagegen nicht. Kommen wir noch einmal auf die eingangs zitierten Gedichtzeilen Fontanes zurück. Die weiteren Strophen lauten: Je steifer nach dem abgehackten Kalbfell den Fuß ich setzten muß, Je steifer wird nach solchen Takten Auch allemal mein Pegasus.
Heft  
(2024) 117
Seite
83
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