Heft 
(2024) 117
Seite
84
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84 Fontane Blätter 117 Literaturgeschichtliches, Interpretationen, Kontexte Jetzt hat man Rock und Helm, den blanken, Mit all und jedem schon gemein; Und gings, man nähte die Gedanken Auch gern in Uniformen ein. Dieses Gedicht ist das einzige Zeugnis dafür, dass sich Fontane in seiner Rolle als Garde-Grenadier alles andere als wohl gefühlt hat und diese seinen Idealen in keiner Weise entsprach. Die überlieferten Tagebücher seines Freundes Max Müller , 92 zu dem Fontane gerade zu Anfang seiner Militärzeit intensiven Kontakt hatte, geben keinerlei Hinweise darauf, dass dies jemals Gesprächsgegenstand war; auch die anderen, sehr raren Schriftstücke aus jener Zeit enthalten dazu keine Äußerungen. Nur zu vermuten ist, dass Freund Lepel sowohl im Dienst als auch bei außerdienstlichen Kontakten, die nachweislich, z. B. bei sonntäglichen Tunnel-Sitzungen 93 , aber auch in privater Runde, z. B. bei Max Müller , weiterhin gepflegt wurden, besänfti­gend auf Fontane einwirkte, und vielleicht hatte er sich ja auch irgendwann »eingelebt«, wozu seine Rangerhöhungen nach 3 bzw. 6 Monaten durchaus beigetragen haben könnten. Auffallend ist, dass Fontane zu keinem seiner unmittelbaren Kameraden, den Einjährig-Freiwilligen seines Bataillons, in nähere Beziehung getreten zu sein scheint. Keiner von ihnen wird nament­lich erwähnt, und auch in seiner späteren Hinterlassenschaft gibt es keinen Hinweis darauf, dass er je wieder zu einem oder gar mehreren von ihnen Kontakt hatte. Dazu mag beigetragen haben, dass man sich nur während des Dienstes sah; nach Dienstschluss konnte jeder seiner Wege gehen, so dass private Kontakte untereinander eher zufällig gewesen wären. Vor Beendigung ihrer Dienstzeit wurden die zu Unteroffizieren avan­cierten Einjährig-Freiwilligen einer Prüfung unterworfen und je nach de­ren Ausgang mit dem Zeugnis über ihre Qualifikation entweder zu Offizie­ren oder zu Vize-Feldwebeln der Landwehr versehen. Diejenigen, die diese Prüfung nicht bestanden, traten später als Unteroffizier bei der Landwehr ein. 94 Theodor Fontanes militärischer Ehrgeiz(sofern er überhaupt vorhan­den war) scheint gegen Ende seiner Dienstzeit endgültig erlahmt zu sein. So hat er zwar Mitschriften von militärischen Unterweisungen 95 in einem mit 1844 aus der Soldatenzeit 96 überschriebenen Notizbuch hinterlassen. Von den insgesamt 62 Seiten nutzte er jedoch nur einen sehr geringen Teil für diesen Zweck; ansonsten finden sich hierin zahlreiche Gedichtentwürfe und andere Aufzeichnungen, von denen unklar bleibt, ob sie während oder außerhalb seiner Dienstzeiten geschrieben wurden. Und obwohl Fontane offensichtlich zu den vorgesehenen Terminen Vizeunteroffizier(nach 3 Mo­naten Dienstzeit) und Unteroffizier(nach 6 Monaten) geworden war, ist eine weitere militärische Rangerhöhung Fontanes nicht nachweisbar. Ebenso unbekannt ist, ob Fontane je wieder zum aktiven Militärdienst herangezo­gen wurde.