Heft 
(2024) 117
Seite
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Unbekanntes von Josef Ettlinger  Rasch 97 korrespondenzen»das mit Geschmack und Verständnis geleitete ›Salon­feuilleton‹« hervor,»das außer aktuellen Plaudereien auch interessante Skizzen und Novelletten bringt und über einen Kreis renommierter Mitar­beiter verfügt.« 21 Die Titelei des Blatts führte werbewirksam die Namen die­ser angesehenen Mitarbeiter auf. Im Januar 1895 sind es schon 58 Schrift­steller, Dichter, Kritiker, Fachgelehrte, eine bunte Mischung aus Vertretern der älteren Generation(Dahn, Ebers, Frenzel, Pietsch, Rodenberg, Spielha­gen) und der jungen(Alberti, Hartleben, Heiberg , Ompteda, Bertha von Suttner , Tovote). Auch der Name von Theodor Fontane findet sich hier. Obgleich seine aktive ›Mitarbeit‹ eher bescheiden ausfiel, so verfolgte er doch mit»warme[m] Interesse«, wie Ettlinger in seinem Nekrolog schreibt, ohne das Salon-Feuilleton zu nennen, das Erscheinen dieses Blattes. Als Ernst Heilborn für seine Zeitschrift Cosmopolis händeringend nach Verfas­sern guter Kurzgeschichten suchte, empfahl ihm Fontane am 17. November 1896, sich doch einmal in Feuilletonkorrespondenzen umzusehen: Sie finden[] solche Herren vielleicht auch mal Damen in den »Feuilleton«-Zeitungen, deren mehrere erscheinen, eine bei meinem Sohn. Alle sechs Wochen sehe ich mal hinein und bin dann immer er­staunt, wie relativ gut diese Schreibereien sind, die nicht viel bedeuten wollen, und gewiß besser wären, wenn sie besser bezahlt würden. 22 Einige Zeilen weiter fährt er fort: Ich bin in der angenehmen Lage Ihnen hier gleich die letzte Nummer des »Salon-Feuilleton« schicken zu können. Sie finden hier gleich einiges No­vellistisches. Wahrscheinlich taugt es nichts. Aber es zeigt wenigstens, daß Leute da sind, die»kurz« schreiben und daß das große Publikum danach verlangt. 23 Stand Fontane als Berufsschriftsteller dem vergleichsweise neuen Medium der Feuilletonkorrespondenz durchaus aufgeschlossen gegenüber, so nutz­te er es als Verdienstquelle nicht. Der Vorteil, mit der Vermittlung von Bei­trägen an die Tagespresse durch eine Feuilletonkorrespondenz ein breites Publikum zu erreichen und der lästigen Einsendung von Artikeln an Zei­tungsredaktionen enthoben zu sein, spielte in seinem Schriftstellerhaushalt keine Rolle. Inwiefern sich die Aufnahme eines Artikels in verschiedenen Tageszeitungen bezahlt machte, bleibt offen. Wurden Beiträge einmalig von der Feuilletonkorrespondenz honoriert oder je nach Anzahl von Nach­drucken? Fontanes Bemerkung über»Schreibereien«, die sicher»besser wären, wenn sie denn besser bezahlt würden«, spricht nicht dafür, dass für die Autoren mit Feuilletonkorrespondenzen ein gutes Geschäft zu machen war. So fiel denn auch Fontanes Mitarbeit am Salon-Feuilleton nur gering aus. Sie beschränkte sich lediglich auf drei Beiträge. Im Oktober 1894 ­überließ er Ettlinger eine Theaterkritik von Hauptmanns Webern(aufge­führt im Deutschen Theater am 25. September), die er in der Vossischen Zei­tung nicht hatte unterbringen können. Sie erschien ohne Nennung des Auto-