Heft 
(2024) 117
Seite
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Unbekanntes von Josef Ettlinger  Rasch 99 ihm, Fontanes Vermittlungsversuch war daher wohl vergeblich. 30 Der Brief an Ettlinger, den Fontane am 11. August abschickte, ist verschollen und auch im HBV(Hanser Briefverzeichnis) nicht festgehalten. Briefe und Postkarten Aus der gewiss nicht allzu umfangreichen Korrespondenz zwischen Ettlin­ger und Fontane lag bislang lediglich eine Postkarte Fontanes an Ettlinger vom 19. Oktober 1895 vor, auf der Fontane ankündigt,»sehr bald, in spätes­tens 14 Tagen« ein Gedicht zu schicken. 31 Ettlingers Anschreiben ist nicht überliefert, auch wurde im Salon-Feuilleton 1895 kein Gedicht Fontanes ge­druckt, weitere Briefe oder Karten, die sich auf eine mögliche Verzögerung der Ankündigung beziehen, sind nicht bekannt. Überraschend tauchte 2021 eine weitere Postkarte Fontanes an Ettlin­ger im Autographenhandel auf. Sie bezieht sich auf die im Salon-Feuilleton veröffentlichte Episode Auf dem Wollboden. Fontane gibt sein Einverständ­nis zum Abdruck in der Feuilletonkorrespondenz: Natürlich freue ich mich das Kapitelchen in Ihrem Salon-Feuilleton er­scheinen zu sehen und bitte nur, daß Sie mit Fr. Fontane& Co. vorher noch darüber sprechen. In den nächsten Tagen erwarte ich einen korri­gierten Korrekturbogen zurück, sehe ich, daß ich[] ein paar wesentli­che Korrekturen gemacht habe, so schicke ich Ihnen den betr. Bogen. 32 Das war nicht mehr nötig und Ettlinger dürfte den Vorabdruck aus Von Zwanzig bis Dreißig längst mit Friedrich Fontane abgesprochen haben, denn der Text erschien schon am 31. Mai. Für diese Publikation war die Initiative jedenfalls von Ettlinger ausgegangen. Die beiden in Ettlingers Fontane-Nekrolog abgedruckten Fontane -Briefe lassen sich unterschiedlich genau datieren: Das Dankschreiben für die Re­zension von Effi Briest dürfte Fontane am 23. Dezember 1895 verfasst haben, zwei Tage nach Erscheinen von Ettlingers Rezension. Ein entscheidendes Indiz dafür ist Fontanes Anspielung auf die»gestern« erfolgte milde Ver­spottung der»Eberse und Dahne«, berühmte Verfasser viel gelesener histo­rischer Romane, in der Vossischen Zeitung. Ein Anonymus(jetzt wissen wir, dass es Paul Schlenther war) hatte in der Sonntagsausgabe der Zeitung vom 22. Dezember mit Blick auf Fontanes vierbändigen Romane­ rstling und das Erscheinungsjahr 1878 geschrieben:»Wer war Fontane ?[] Was drängte der ältere Herr sich nun zu unsern Ebersen und Dahnen?« 33 Schwieriger ist die genaue Datierung des zweiten Schreibens. Da Bis­marcks Geburtstag auf den 1. April 1895 fiel, hat Ettlinger vermutlich zwi­schen Mitte Februar und Mitte März 1895 den Autor um einen Beitrag ge­beten. ­Fontanes Absage dürfte gleichfalls in diesem Zeitraum liegen.