Heft 
(2024) 118
Seite
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Kriegsgesellschaft Schneider 43 quantitativ ein zentrales Problem bei der Bewältigung von Kriegsfolgen. Dennoch berücksichtigte der Staat den Status des Veteranen lange nur un­genügend im Sozialsystem. Der Unmut der Veteranen wurde in den 1890er-Jahren auch deshalb laut, weil sie sich von den Kriegervereinen nicht mehr repräsentiert fühlten. Dort gaben inzwischen junge Offiziere den Ton an. Aus diesem Grund ini­tiierten die Veteranen eigene Vereine und Zeitschriften(Abb. 2). Der Leipzi­ger Verband zählte rasch 50.000 Mitglieder 32 und ging auf Distanz zu den Kriegervereinen: Krieger und Veteran seien nicht dasselbe. 33 Es kam zum Konflikt zwischen jungen Militärs, die nie im Feld gekämpft hatten und ein ungebrochen stramm-soldatisches Männerbild propagierten und Vetera­nen, die im Krieg gedient hatten, sich aber nicht mehr zwangsläufig als Krieger verstanden. Der regierungsnahe Kriegerbund warf dem Vetera­nenverband spalterische Absichten vor, doch obwohl dieser den offiziellen Bellizismus des Kaiserreiches immer wieder kritisierte, gab es für die Vete­ranen Unterstützung nicht nur aus dem nationalliberalen, sondern auch aus dem konservativen Lager; schließlich erhielten sie durch Bismarck und den Kaiser die erhoffte Anerkennung. 34 Bevor der Konflikt zwischen Veteranen und dem soldatischen Nach­wuchs öffentlich ausgetragen wurde, konnte man ihn in Fontanes Romanen bereits verfolgen. Deren Dramaturgie beruht nicht zuletzt darauf, dass jun­ge Offiziere in Konkurrenz zu den Veteranen treten. 35 Figuren wie Schach Abb. 2:»Der Veteran«, 19.2.1896. Verbandsorgan des Leipziger »Verbandes deutscher Kriegs-Veteranen« © Gemeinfrei