Andreas Sommer und der Patriotische Verein Fischer 105 Vossischen und Spenerschen Zeitung die wilden Demokraten in zahme Royalisten zu verwandeln versucht hatte«. 35 Darüber wurde sein Name auch außerhalb der Hauptstadt bekannt. In einem»Eingesandt« im Centralblatt der Niederlausitz konnte man Ende Januar 1849 lesen: Als würdige Gehülfen der Kreuzzeitung stehen da: 1) die Vossische Zeitung mit ihren devoten Adressen; 2) die Spenersche Zeitung und 3) die Deutsche Reform, ein ächt jesuitisches Blatt. – Ferner ist nicht zu vergessen der Dr. Andreas Sommer, welcher nicht müde wird, Tag für Tag in der Vossischen Zeitung seinen beschränkten Untertanenverstand leuchten zu lassen. 36 Sommers Zeitungssuaden luden darüber hinaus zur Satire ein. In der Deutschen Reichs-Bremse, dem Beiblatt zum Leipziger Leuchtthurm, stand über diese Art staatlich geförderter ›Umerziehung‹ die ›Meldung‹:»Wie wir hören, werden die bekannten Ansprachen[von] Dr. Andreas Sommer an die Demokraten auf Kosten der Regierung gedruckt, und zur Verschärfung der Strafe für politische Verbrecher verwendet werden. Eine barbarische Grausamkeit, die Unglücklichen auf solche Art zu quälen.« 37 Merckel war offensichtlich anderer Meinung, und für Sommer zahlten sich die»politischen Predigten« aus. Als interimistischer Leiter des Literarischen Cabinets im Ministerium des Innern unter Otto Freiherr von Manteuffel vom 7. April bis Ende November/ Anfang Dezember 1850 engagierte der p. von Merckel den Dr. Andreas Sommer für die Redaktion[der] kleinen lithographierten[Provinzial-]Correspondenz; sie erschien vom 1. Oktober 1850 ab wöchentlich einmal und wurde als Sonntagsblatt ausgegeben und in ca. 70 Exemplaren an die geeigneten Kreis- und Wochenblätter versandt. 38 In diesem Fall ging es darum, direkten Einfluss auf die Presse des platten Landes zu nehmen; dafür brauchte es besondere journalistische Formen und Ansprachen, die Sommer offenbar zu ›liefern‹ versprach. Da Fontane bereits am 1. August 1850 in die Pressestelle eingetreten war, muss er Sommer im Oktober oder November 1850 auch persönlich kennengelernt haben. Wenn es in seinem Tagebuch unter dem 15. April 1857 heißt: »Um 3 zu Tietz zum Diner: Dr. Beutner(als Wirth), Hesekiel und die Doktoren Abel und Sommer zugegen«, 39 dann rührte die Bekanntschaft jedenfalls nicht erst von diesem Tage her. Die personelle Konstellation deutet darauf hin, dass Sommer inzwischen auch bei der Kreuzzeitung tätig geworden war. George Hesekiel als Redakteur für den Französischen Artikel, Carl Abel, Fontanes Vorgänger als Redakteur für den Englischen Artikel, und Sommer als Verantwortlicher für den Artikel»Kirchliche Fragen« trafen demnach auf Einladung des Chefredakteurs mit dem Londoner Korrespondenten der Zeitung zusammen. Was sie besprochen haben, ist unbekannt. Weniger des kleinen Vorfalls als wiederum der Personenkonstellation wegen ist der Brief Fontanes aus Berlin an Emilie in London vom 25. Januar
Heft  
(2024) 118
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105
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