Heft 
(2024) 118
Seite
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122 Fontane Blätter 118 Literaturgeschichtliches, Interpretationen, Kontexte Werbegraphik aus dem Jahr 1910 für Th. Fontane : Irrungen Wirrungen, Björnsterne Björnson : Mary und Gabriele Reuter : Frauenseelen ausdrück­lich hervor. 5 Die Bücher dieser Bibliothek sollten bei hoher sprachlicher und literarischer Qualität aufgrund ihrer Ausstattung, des festen Ein­bands, des handlichen Formats, des sorgfältigen Drucks bei dem extrem niedrigen Preis 6 von 1,- Mark pro Band den traditionellen Leser anspre­chen, doch auch ein neues Lesepublikum gewinnen. Die von Emil Rudolf Weiß 7 künstlerisch gestalteten modernen Einbände ermöglichten einen un­mittelbaren Wiedererkennungseffekt. Die Publikation in der Reihe ver­sprach zudem Kontinuität und konnte so die Leserbindung fördern. Trotz zahlreicher Einwände der Buchhandel befürchtete vor allem, die billigen Bücher könnten zu einem Einbruch beim Verkauf der teuren Ausgaben füh­ren ließ sich Samuel Fischer nicht beirren. Seine Argumente hat er 1911 in dem Aufsatz Der Verleger und der Büchermarkt formuliert: Das differenzierte Buch wird seine Stellung im Büchermarkt behalten, es wendet sich an einen andern Kreis und ist für die große Masse vor­erst nicht geeignet. Es handelt sich bei dem billigen Buch gar nicht um eine Umgestaltung, sondern um eine Erweiterung des Büchermarktes fürs Volk. Das billige Buch wird, wenn es die große Zukunft bekommt, die mir vorschwebt, das Sortiment auf eine breite und gesunde Basis stellen. Ein neuer großer Käuferkreis kann dem Buchhandel erschlossen werden. Heute ist es das billige Buch, aber morgen kann der Leser die­ses Buches schon in die Reihe der verwöhnten Bücherkäufer einrücken, denn wer einmal Bücher in sein Haus geschafft hat, ist in die Kultur­schicht der Bücherkäufer eingetreten. 8 Nachdem Fischers Bibliothek zeitgenössischer Romane im Oktober 1908 er­öffnet worden war, begann auch jeder folgende Jahrgang dieser Reihe im Oktober. Jeden Monat erschien ein Band. Der Erfolg dieses Vertriebs-Mo­dells spiegelt sich auch in den Auflagenhöhen der einzelnen Bände, welche zwischen 10.000 und 25.000 variierte. 9 Zudem musste der Käufer kein Abonnement für die Reihe eingehen, sondern konnte den Titel seiner Wahl als Einzelband erwerben. Je nach Wunsch als Pappband(für 1,- Mark) oder gegen einen kleinen Aufpreis sogar in Leinen gebunden(für 1,25 Mark). Erst im Lauf des Krieges erschienen auch broschierte Ausgaben. In acht Jahresprogrammen wurden jeweils 12 Bände mit Erstausgaben und Lizenzausgaben zusammengestellt. Die Jahresprogramme waren zu­nächst nach dem Muster einer Zeitschrift als»Jahrgänge« mit Bandnum­mern gekennzeichnet, um Abonnement und Sammeltrieb zu stimulieren. Ab 1911/12 wurden die Serien»Vierte Reihe«,»Fünfte Reihe« usw. genannt. Die Bandangabe entfiel. 10 Das Umfeld, in dem Fontane sein»Werk war damals(für Eingeweihte) ebenso berühmt wie(der Masse der Leser) unbekannt« 11 mit der Aufnah-