Teil eines Werkes 
[Neue Nr. 3340] (1880) Rathenow : [geologische Karte] / geognostisch und agronomisch aufgenommen durch F. Wahnschaffe ; unter theilweiser Hülfeleistung des Culturtechniker Lübeck
Entstehung
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Geognostisches.

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Sande, der obersten Verwitterungsrinde des Oberen Mergels, trotz vielfachen Ablesens noch immer zahlreich vorhanden sind.

Der Obere Sand und zwar hier stets in der Ausbildung als Geschiebesand überzieht als eine dünne, einen halben Meter meist nicht übersteigende Decke die grösseren Flächen des Unteren Diluvialsandes. Er ist als das Residuum des durch die Abschmelz­wasser des Eises zerstörten Oberen Diluvialmergels anzusehen. In grandiger Ausbildung, mit oft schwach-lehmiger Beimengung findet er sich beispielsweise auf dem ganzen Kamm der Roll- und Bauernberge. Auch am Westabhange des Priesterberges kommen derartige grandige Bedeckungen vor.

Dreikantner wurden in den grossen Forstgebieten der Fer- chesarer, Lochower und Rhinsmühler Haide, sowie westlich von Stechow und Ferehesar mehrfach an der Oberfläche der Oberen Sande gefunden.

Der Thalsand, welcher bei den früheren Kartenaufnahmen in der Berliner Gegend zum Alt-Alluvium gestellt wurde, hat neuer­dings durch die Untersuchungen Berendts 1 ) unter den jüngsten Bildungen des Diluviums seine Stelle gefunden. Er wurde abge­setzt in den grossen Flussthälern, in denen die Wasser der Ab­schmelzperiode des Inlandeises am Schluss der Glacialzeit sich zu grossen und breiten Strömen vereinigten. Demnach bildet der Thalsand flache, ebene Vorterrassen an den Gehängen der älteren Diluvialplateaus, oder tritt inselartig aus den Bildungen des Allu­viums heraus.

Ausgedehnte Thalsandflächen finden sich zwischen Rathenow und dem Westabhange der Rollberge und erstrecken sich in einer breiten, mehrfach von Jungalluvial-Bildungen durchzogenen Zone bis an den Hohennauener See. Der Sand ist meist feinkörnig, zeigt jedoch häufig kleine, meist nur Haselnussgrösse erreichende Kieselschiefergerölle, welche als südliche durch die Wasser der Elbe hierher transportirte Bildungen angesehen werden müssen.

Ein wirklicher Thalgrand fand sich nur an einer Stelle, an der Eisenbahn östlich von Neu-Friedrichsdorf.

*) Die Sande im norddeutschen'Tieflande und die grosse diluviale Abschmelz­periode. Jahrb. d. Königl. preuss. geolog. Landesanst. für 1881.