Teil eines Werkes 
[Neue Nr. 3340] (1880) Rathenow : [geologische Karte] / geognostisch und agronomisch aufgenommen durch F. Wahnschaffe ; unter theilweiser Hülfeleistung des Culturtechniker Lübeck
Entstehung
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Geognostisches.

selben als sehr kalkhaltige, zum Theil geschichtete Bildung in ruhigem Wasser abgesetzt haben, während dagegen die Schlick­absätze bei Rathenow , die völlig kalkfrei sind und die Mitte des Thaies als nicht geschichtete Bildungen einnehmen, durch schwach strömende Wasser abgelagert zu sein scheinen.

Es findet sich stets nur eine einzige, nur lokal durch sandigere Ausbildungsprodukte getrennte Schlickbank, so dass man annehmen kann, dass dieselbe einer ganz bestimmten Periode angehört. Durch das Vorkommen der für das Elbthal so charakteristischen schwarzen, durch weisse Quarzgänge gebänderten Kieselschiefer auf (und in) dem Thalsande von Rathenow lässt sich beweisen, dass die Wasser der Elbe, welche sich von Südwesten her über Genthin in die ausgedehnte Niederung zwischen Pritzerbe und Jerichow ergossen, die Rathenower Gegend iiberfluthet haben müssen.

Die sogenannten »Havelthone« Rathenows sind, wo­rauf auch Girard 1 ) hingewiesen hat, petrographisch völlig ident mit den Schlickbildungen im Elbthale und müssen als Absätze der Elbe bezeichnet werden.

Das Material der Schlickabsätze bei Rathenow ist jedoch nicht, wie dies Girard annimmt, nordischen Ursprungs, sondern stammt meiner Ansicht nach vorzugsweise von dem Material her, welches die Thüringischen Nebenflüsse der Elbe zuführen. Hier­durch erklärt sich auch der hohe, im Wesentlichen dem Bunt­sandsteingebiete entstammende Eisengehalt, welcher den Rathenower Ziegelsteinen die beliebte rothe Farbe verleiht, dagegen den Di­luvialbildungen im Allgemeinen nicht in dem Maasse eigen ist.

Zur Zeit der Thalbildung, in welcher die grossen Hauptthäler mit ihren Durchbruchstälern entstanden, wurden stets Sande ab­gesetzt, weil verhältnissmässig stark strömende Wasser vorhanden waren, so dass die mitgeführten thonigen Theile zu damaliger Zeit bis in das Meer gingen. Die Sande dieser grossen Thäler sind nach Berendts neuesten Untersuchungen Produkte der Abschmelzperiode des Inlandeises und gehören demnach einer

*) H. Girard , Die norddeutsche Ebene u. s. w., Berlin 1885, S. 108 und 109