Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1909) Die Natur / von G. Schwalbe ...
Entstehung
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I. Einleitung.

Bekanntlich ist Europa in klimatischer Hinsicht dadurch bevorzugt, daß es m allen seinen Teilen eine weit höhere Wintertemperatur aufweist, als dem Breitengrade zukommt. Die von D o v e, 5 p i t a l e r u. a. für die Breitenkreise bereckmeten Tem­peraturen zeigen, daß dieser.Überschuß ein beträchtlicher ist, und daß erst jenseits des Ural, welcher in dieser Beziehung fast genau die Grenze bildet, die Anomalie, wie man sich ausdrückt, d. h. also die Abweichung der wirklich an einem Orte herrschenden Temperatur von der Nlitteltemperatur seines Breitenkreises, eine negative wird. Gegensätze zum Ural ist die Anomalie am meisten positiv in den höheren Breiten West­europas, im nördlichsten Schottland und au der Westküste Norwegens, woselbst trotz der hohen Breite noch die Mitteltemperatur des kältesten Monats über dem Gefrierpunkte liegt. Erklärt werden muß diese Eigentümlichkeit aus dem erwärmenden Einflüsse des Atlantischen Ozeans, sowie aus der mittleren Luftdruck- und Windverteilung, so daß oft genug eine durch südwestliche Winde veranlaßte winterliche Erwärmung bis wen nach Rußland hinein zu spüren ist. Streng genommen müßte man sonach das Klima von ganz Europa als ein ozeanisches bezeichnen, doch hat man sich gewöhnt, bei Betrachtung der klimatischen Verhältnisse vom europäischen Kontinental- und euro­päischen Seeklima zu sprechen. Ersteres fällt etwa zusammen mit Osteuropa, woselbst frostreiche Winter mit Mitteltemperaturen unter 0" vorherrschen, letzteres mit West­europa mit milden Wintern, deren Witteltemperatur über 0° liegt. Der südliche Teil des Erdteils bildet sodann eine klimatische Provinz für sich. Das Übergangsgebiet zwischen dem west- und osteuropäischen Klima ist Deutschland, und zwar, wie leicht begreiflich, nähern sich hier die westlichen Teile mehr dem Seeklima, die östlichen mehr dem euro­päischen Kontinentalklima. Grenzen wir das Gebiet, das wir behandeln wolle», folgendermaßen ab: Eine Linie vom nördlichsten Punkte der Provinz (Strasburg i. d. Uckermark in öösch" nördlicher Breite) nach Westen hin bis zur unteren Elbe (Hamburg), nach Osten hin bis etwa zum Posener Meridian bilde die Nordgrenze. Im Westen soll im wesentlichen die Elbe die Grenze bilden, doch sollen links der Elbe die Altmark und das Gebiet bis südlich nach Magdeburg hin als westliä^e Grenzgebiete mit zur Behandlung kommen. Im Osten habe ich willkürlich de» posener Meridian als Grenze gewählt, da natürlick^e Grenzen hier fehlen und der Übergang nach Osten hin über die Grenzen der Provinz hinaus gekennzeichnet sein mußte. Im Süden bildet das nördliche Schlesien mit der beginnenden Erhebung des Landes eine natürliche Grenze. Das so abgegrenzte Gebiet kann wiederum als ein Übergangsgebiet zwischen dem

Brandenburgische Landeskunde. ^