Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1909) Die Natur / von G. Schwalbe ...
Entstehung
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hinter Tharlottenburg vom Spreetal aus in das Plateau hineinreicht. Zwischen beiden Seen ragt eine trennende Landbrücke von der Höhe des Plateaus empor, so daß von einem durchgehenden Wasserzug, einem alten Spreelauf, keine Rede sein kann. Diese Barre folgt dem Nordrande des Teltow-Plateaus und gehört daher wohl zu der auch hier vorhandenen Randaufwölbung. Durch die Kreuzung beider Böschungs- wälle kam es an ihrem Schnittpunkte zu einer Zuschüttpng der Rinne. Aber eine Bodenbewegung an dieser Stelle vom 17. Mai 1807 findet sich folgende Notiz: Zwischen pichelswerder und Pichelsdorf tauchte eine kleine Insel aus dem Wasser empor, sie war 50 Schritt lang und 1,2 bis 15 Schritt breit. Die Stelle wurde wegen ihrer großen Tiefe von den Fischern der Sack genannt. VonHosfH kommt zu dem Schluß, das eine wirkliche Hebung stattgefunden hat. Heutigestags ist die Insel längst mit dem Ufer verwachsen. Der Stössensee daneben muß eine bedeutende Tiefe besitzen, weil die hohe Dammschüttung für die Döberitzer Heerstraße wiederholt vollständig versunken ist.

Uber die Grunewaldseen liegt schon eine ausgedehnte Literatur vor. Berg - haush erwähnt den Streit zwischen Klöden und Fidicin. Ersterer hatte behauptet, daß in historischer Zeit zwischen dem Lietzensee und dem Halensee eine Wasserverbindung bestanden hätte, was Fidicin mit Recht leugnet. Gegenwärtig liegen hier so viele sich kreuzende Eisenbahngeleise, und das Gelände ist durch die nötigen Erdarbeiten so verändert worden, daß man den ursprünglichen Zustand nicht mehr erkennen kann. Wahnschaf fe^) äußert sich folgendermaßen:Die unregel­mäßigen Tiefenverhältnisse des Bodens der Seenkette weisen darauf hin, daß hier kein gleichmäßig fließender Wasserstrom die Ausschürfukig bewirkt haben kann. Wir werden die Bildungszeit wohl am besten in die Zeit der zurückschmelzenden letzten Eisdecke verlegen und annehmen, daß hier am Eisrande aus einem Gletschertor ein Schmelzwasserbach hervortrat, dessen Lauf bereits unter dem Eise von Nordosten her- feinen Anfang nahm. Die unregelmäßige Erosion des Bodens erklärt sich am besten durch fließendes Wasser unter dem Eise, wo es unter Druck, ähnlich wie in einer geschlossenen Röhre, fließt und bald mehr ablagernd, bald mehr erodierend auf den Untergrund einwirken kann." Der Wasserspiegel des Halensees liegt z. B. 35,2 m hoch und der des Wannsees: 2st m.

Nach Osten schließt sich an diese Rinne das eigentliche Plateau an mit einer- durchschnittlichen Erhebung von 50 m. Dabei zeigt es, genau wie das Barnim-Le- buser, eine Neigung von Nordost nach Südwest. Seine höchsten Erhebungen liegen längs des nördlichen Randes. Hier ist der Kreuzberg mit 62 m der äußerste Bor­sprung, und es folgen zwischen Tempelhof, Steglitz und Britz abermals eine Reihe von Kuppen, unter denen die Steglitzer Sichten 57,3 m, die Rauhen Berge 5H, 1 m und die Schetzelberge 51 m erreichen. Außerdem erhält dieser Strich durch das Auf­treten kleiner abflußloser Seen und Pfühle ein coupiertes Aussehen. Eine dahinter liegende Randvertiefung fehlt allerdings hier oder ist höchstens in dem schmalen

') Magazin d. Ges. naturf. Freunde z. Berlin. I. Jahrg. 1807. s. 225.

2) Landbuch. Bd. I S. qs?.

tz Naturwissensch. Rundschau N. F. VI. Nr. 21 S. 22s.