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führte zu dem Resultat, daß ihre große Zahl weit über den Rahmen dieser Arbeit hinausgehen würde, und daß eine Auswahl notwendig etwas Willkürliches haben müßte und deshalb für viele noch lebenden Forscher eine unverdiente und unbeabsichtigte Zurücksetzung bedeuten würde.
I. Ausgestorbene Pflanzen.
Zn früheren Erdperioden gab es natürlich an der stelle, die heute von der Provinz Brandenburg eingenommen wird, eine ganz andere Vegetation wie heute. Hierüber gibt uns die Geologie ausführliche Auskunft. Noch seit der letzten Periode, die unserer Zeit voraufging, seit dem vor den Eiszeiten gelegenen Tertiär, hat sich die Vegetation beträchtlich geändert, wenn auch damals wenigstens schon den jetzt lebenden Typen ähnliche die Erde bedeckten. Zn der Zwischenzeit zwischen den Eiszeiten hat die Flora sicher mannigfach gewechselt, wie namentlich die Moor- funde interglazialer Moore beweisen. Zn den dem Vorrücken des Eises vorausgehenden und namentlich in den ihnen folgenden Zeiträumen, in denen ein kaltes Alima herrschte, siedelte sich eine Menge von arktischen Pflanzen an, von denen die Mehrzahl beim Verschwinden des Eises auch unsere Gegend wieder verließen; nur eürige haben sich auf kalten Mooren usw. noch erhalten. Zhre Zahl ist in der Provinz Brandenburg nicht besonders hoch, in den Gebieten kälterer und längerer Winter, wie in den nordöstlichsten Teilen des nördlichen Deutschlands, sind sie in größerer Zahl erhalten. — Bei der größten Mehrzahl dieser sog. Eiszeitrelikte ist ihre Natur als Überbleibsel aus jener Zeit nicht unbestritten; sie werden von manchen Schriftstellern auch als Neuansiedler, also als Neuausstrahlungen der nordischen, resp. alpinen Typen in unseren Gegenden betrachtet. Denn sobald man das Bestehen einer Steppenperiode nach der Eiszeit oder gar noch viel mehr klimatische Schwankungen annimmt, und dann die seltenen Pflanzen sonniger, trockener resp. salzhaltiger Standorte als Relikten dieser Steppenzeit betrachtet, so ist es meines Erachtens so gut wie ausgeschlossen, von Aberbleibseln einer noch früheren Aälteperiode zu sprechen. Eins von beiden kann nur Überbleibsel sein. Wenn man sieht, wie so ganz unverhältnismäßig (gegenüber einer solchen klimatischen Periode) geringe klimatische Verschiedenheiten, wie sie beispielsweise zwischen der östlichen und westlichen Mark, zwischen dem Oder- und Elbegelände herrschen, wie solche Verschiedenheiten schon eine starke Veränderung in der Zusammensetzung der Flora hervorgsrufen haben, und wie zahlreiche Pflanzengrenzen nach Ost und West die Provinz Brandenburg durchziehen, die zum größten Teil seit langer Zeit konstant geblieben sind, so ist kaum zu glauben, daß die arktischen Pflanzen damals in einer Steppenperiode am Leben geblieben sind, während jetzt schon die atlantischen Pflanzen das wenig verschiedene östlickiere Binnenland meiden, und die Pflanzen mit südöstlichem Wohngebiete hier ihre Nordweslgrenze erreichen.
Auch in historischer Zeit, bzw. jedenfalls in einer Zeit, als der Mensch bereits das Land bewohnte, sind eine Reihe von Pflanzenarten aus der Flora verschwunden. Zumeist durch den Menschen und seine Tätigkeit, andere vielleicht durch natürliche