Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1909) Die Natur / von G. Schwalbe ...
Entstehung
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Viola. Von den unseren blauen, wohlriechenden Frübjahrsvcilchen verwandten Arten sind namentlich zwei aus fremden Ländern stammende Arten eingebürgert. Am häufigsten zu finden ist V. Nacterensis ich. or,«nea, oder in den Gärten meist bi genannt, eine Art, die durch das ganze südlichere Europa verbreitet er­

scheint. Cs wird bei uns sehr häufig, namentlich in Töpfen, kultiviert, da es leicksi und willig während des Herbstes und Winters blüht. Was man während dieser Jahreszeiten in Blumenläden oder von Händlern in Töpfen oder in Sträußen kauft, gehört fast stets dieser Art an, deren Blätter und Blüten viel größer als beim echten wohlriechenden Veilchen sind, die Blüten duften aber viel schwächer als bei diesem und sind Heller blau als bei V. ockorata. V. dlnäoronsis ist durch diesen langjährigen Gebrauch als Treibveilchen in sehr zahlreiche Gärten, und von diesen an wilde Standorte gelangt. In Gärten usw., wo es mit dem echten, wohlriecl)enden Veilchen zusammenkommt, verdrängt es dieses sehr leicht, da es viel stärker wächst, viel dichtere und höhere Polster bildet. Die zweite bei uns eingebürgerte Art dieser Gruppe ist V. suavis, die im südöstlichen Europa heimisch ist. Diese Art ist in Gärten beliebt, weil sie im Frühjahr vor der völligen Entfaltung der Blätter zahl­reiche sehr schön blaugefärbte Blüten entwickelt, die dadurch, daß sie nicht wie bei den übrigen Arten wenigstens z. T. durch die Blätter bedeckt werden, besonders leb­haft wirken. V. suavis ist früher an mehreren Stellen bei Frankfurt a. (!)., (ob noch?) beobachtet worden, jetzt findet sie sich noch in großer Wenge bei Freien­walde a. D. an der Thaussee nach dem Alaunwerke beim Alten Thausseehause, wo sie zuerst der um die Flora von Freienwalde hochverdiente Schiachthofinspektor Aunow auffand. Auf dem Großen Kirchhof bei Landsberg findet sie sich wie wohl noch auf einer größeren Zahl anderer Kirchhöfe wohl noch jetzt.

Lippopbaös rbamnoickos, der Sanddorn, ist auf den Dünen der Ostseeküste heimisch, und da er sich dort als Sandbinder gut bewährt, zum gleichen Zwecke in das Binnenland eingeführt. Stellenweis ist er auch in Gärten und Parks angepflanzt. Die Pflanze vermehrt sich bei uns außerordentlich stark, und zwar sowohl durch die Samen, die aus den fleischigen Früchten durch Vögel verschleppt werden, als an den Standorten selbst durch starke Wurzelbrutbildung. Dadurch bildet sie meist sehr bald größere, schwer durchdringliche Bestände. So sind z. B. große Schutthalden an den Rüdersdorfer Kalkbergen ganz vom Sanddorn bedeckt, und auch in anderen Gegenden, namentlich auf Land, sieht man große Strecken von seinem eigenartigen, grauen Strauchwerk überzogen. In sandigen Gärten wird er oft zum lästigen Unkraut, seine Sprosse kommen oft in großen Wengen auf den Bergen zum Vorschein.

Oenotdora diennis, die Nachtkerze, stammt aus Nordamerika und ist seit 161^ in Europa eingewandert. In Norddeutschland, wie auch anderwärts, lxrt sich diese Pflanze namentlich längs der Eisenbahnen ausgebreitet, und bildet auch jetzt noch einen außerordentlich charakteristischen Bestandteil der Eisenbahnflora, der durch die schönen, großen, sich gegen Abend öffnenden und morgens schließenden gelben Blüten sehr auffällig ist. Auf Sandfeldern, an Wegen ist die Nachtkerze jetzt oft die herrschende Pflanze. Seltener wird sie der eßbaren Wurzel wegen (Rapontika) in Gärten gebaut. S. Fig. 19-