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Unkräuter und Ruderalpflanzen wieder fast vollständig. Jedenfalls zeigt die ganze Entwicklung der Vegetation an kahlgewordenen Stellen die Verwandtschaft der im vorigen Kapitel besprochenen Formationen mit der der sonnigen Hügel. Würde die Oberfläche der Abhänge alljährlich zerstört, wie auf dem gepflügten Acker, so würde eine Segetalflora die dauernde Folge sein.
In bezug auf die Ausbildung der Flora der politischen Hügel lassen sich nun verschiedene Grade unterscheiden. An besonders steilen, nach Süden gelegenen Abhängen oder an solchen, deren Boden eine geringe wasserhaltende Kraft besitzt und deshalb in den trockenen Jahreszeiten durch die Sonne stark ausgedörrt ist, finden wir sehr wenig Holzgewächse. Manchmal ist auf größeren Strecken auch nicht einmal ein Strauch zu sehen, oder nur hin und wieder fristet ein Dornstrauch ein kümmerliches Leben. Das sind die Formationen, die in ihrer Physiognomie oft echten Steppenteilen gleichen, wie wir sie z. B. in der Ungarischen Ebene oder irr Südrußland usw. kennen. Mit einer geringen Verbesserung der Vegetationsbedingungen, d. h. mit einer Zunahme des Feuchtigkeitsgehaltes im Boden in den niederschlagsärmsten Zeiten, wird sofort ein Auftreten einer Vegetation mit größerer Stoffproduktion Hand in Hand gehen. Wir sehen zunächst größer werdende Dornsträucher und kräftigere Stauden auftreten, namentlich im Schutze der Sträucher fängt die Pflanzendecke an, sich zu verdichten, und je dichter und höher der Strauchwuchs ist, desto mehr werden für größere Gehölzpflanzen, also für Bäume, die Bedingungen zur Keimung und Entwicklung gegeben. Mit der Möglichkeit für die Bäume, zunächst im Schutze anderer niedrigerer Gehölze, ihre Jugend zu verleben und erst dann, wenn sie ihre Wurzeln in tiefere, nicht so stark austrocknende Bodenschichten gesenkt haben, gezwungen zu sein, sich der vollen Sonne auszusetzen, werden stärker schattige Teile an den Hügeln geschaffen, und dort, wo eben die Steilheit der Hänge nicht so stark ist, daß die Bäume etwa durch Unterspülung usw. bald wieder den Halt verlieren, beginnt allmählich die Bewaldung des Hügels. Wird dann nicht in gewissen Zeiträumen, etwa durch Eintritt besonders starker Trockenperioden, der Baumwuchs wieder zum Teil vernichtet, so tritt bald ein Wald, und zwar fast stets ein Laubwald an Stelle des sonnigen Hügels. In der Nähe Berlins kann man namentlich bei Baumgartenbrück seit langen Jahren einen solchen Kampf der Baumvegetation gegen die Trockenheit beobachten; während in einer Reihe von Jahren der Zuwachs der Bäume, also die Waldbildung an den Abhängen, stark fortschreitet, vernichtet plötzlich ein besonders trockener Sommer einen guten Teil der Bäume. Auf diese Weise kann man gerade beim Studium der Pontischen Hügel unserer Provinz alle Übergänge treffen zwischen der kahlen, sonnigen Fläche, der offenen Steppe und dem Laubwalde.
Die kahlen Flächen der sonnigen Hügel sind oft ganz bedeckt mit den beiden großen Gräsern aus der Gattung 8tuprr dem Federgras 8t psnnatn,
welches häufig in Trockenbuketts Verwendung findet, und dem Haargras 8t. oupit- lata, beides sehr auffällige Pflanzen. Namentlich das letztere überzieht oft größere Flächen, und wenn im Sommer die großen Blütenrispen die langen, haarartigen Grannen entwickelt haben, die dann vom darüberwehenden Winde alle nach einer