Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1909) Die Natur / von G. Schwalbe ...
Entstehung
Seite
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seitigen Zuflüsse der Oder, die Bäche im Kreise Zauch-Belzig sind kälter als das ebenso tiefe Wasser der faulen Obra, des Rhin und anderer.

Der Boden ist deshalb für die Nährkraft des Wassers von Bedeutung, weil er die Vorratskammer ist, aus der die Pflanzen und niederen Tiere des Wassers ihre Nahrung entnehmen. Tin sandiger Boden ist arm, ein See- oder Teichboden, der bedeckt ist von organischen Sedimenten, ist nährkräftig; seine produzierende Kraft kommt zur Geltung, wenn in dem Gewässer einer Tier- und Pflanzenwelt das Leben möglich ist, welche imstande ist, die Reichtümer des Bodens zu verarbeiten.

Ts ist hier nicht zu erörtern, wie die Bodengestaltung, die Kferbildung von Einfluß sind, noch weniger, welche Gewässer der Provinz es gibt deren etwa 6000 diese oder sene Eigenschaften besitzen, es mußte aber auf die letzteren hin­gewiesen werden, um die Gleichartigkeit der Fauna gewisser Gewässer und ihre Ver­schiedenheit von jener anderer Wasser zu verstehen.

Die Lebensgemeinschaft der Wasserbewohner.

Alle Lebewesen einer mehr oder minder eng umgrenzten Örtlichkeit bilden eine Lebensgemeinschaft, in welcher jede Art und jedes Individuum eine gewisse Rolle spielt. Leben und Sterben, Tntstehen und Vergehen finden in dieser Lebens­gemeinschaft stetig statt; dabei bleibt abgesehen von periodischen größeren oder kleineren Schwankungen das biologische Gleichgewicht dasselbe. Der Ozean, zeder märkische See und Feldtümpel stellt eine solche Lebensgemeinschaft dar. Am wunderbarsten erscheint ihr Bestehen in den Pfuhlen auf der Dorfaue, so mancher märkischen Niederlassung. Bald sind es größere Dorfteiche mit mehr oder minder trübem Wasser, bald Dorfpfuhle mit dickem grünen oder braunem Wasser. Trotz seines großen Reichtums an organischen Substanzen tritt keine Fäulnis ein, kein übler Geruch weist auf Zersetzungen hin.

Die Lebensgemeinschaft des Dorfpfuhles beste bt, und zwar in einer ihr charakteristiscken Zusammensetzung. Tiere und Pflanzen gehören ihr an. Die letzteren, soweit sie winzige Grünalgen sind, liefern unter dem Einfluß der Sonnen­wirkung den nötigen Sauerstoff. Tr genügt für alle sich im Dorfpfuhle abspielenden Oxydationsvorgänge, welche einerseits zur Umsetzung der toten organischen Substanz führen, andererseits den Tieren des Pfuhles die Möglichkeit zur Atmung geben.

Phanerogame Pflanzen finden sich im Pfuhl der Dorfaue nicht; höchstens trifft man auf kleinen, ganz seichten, abgelegenen, wenig vom Wassergeflügel be­suchten Tümpeln die Entengrütze sDsiuua) in der einen oder anderen Spezies. Kryptogame Pflanzen, wie Algen, Diatomeen finden sich dagegen oft in ungeheueren Biengen; sie sind es, welche dem Wasser die trübe grüne Farbe verleihen.

Oie höhere Tierwelt am Dorfteich wird repräsentiert durch die chaustiere: Enten, Gänse, Rindvieh, Schwein und Pferd; sie trinken dort, zertreten das schlam­mige Ufer und lassen ihren Kot an dem Wasser oder in demselben. Von Fischen findet sich allein in einzelnen Dorfteichen die Karausche (Onrassius vulgaris), auch häufig Giebel genannt; viele sind jedoch ganz fischleer.