575
gesucht worden, wie bei dieser letzten Massenvermehrung. Ein auf der großen Kiefernraupe schmarotzender und sie tötender Pilz, Lvrclyeeps ruilituris, trat im )asire ^06 in Neu-Glienicke auf; sß07 zeigte er sich in vielen anderen Revieren: Neu-Glienicke, Schwerin a. W., Limmritz, Neuholland, Steinberge, Alt-Ruppin, Lehnin, Groß-Schönebeck, Zinna, Köpenick, Dippmannsdorf, Reiersdors, Ehristian- stadt, Grumsin, Oranienburg, Grimnitz. Von parasitischen Znsekten wurden beobachtet: .4,uomalou cironmklkxnm, NieroAUster Klobatu«, I'orilitus sp. und andere mehr.
Es wurde eben gesagt, man habe gegen den Kiefernspinner „geleimt". Der Ausdruck ist recht geschickt in die Technik des Forstschutzes eingesührt worden, denn wenn die Raupe auf den Leim geht, bleibt sie kleben, meidet sie den Leim, so muß sie verhungern. Die Kiefernspinnerraupen fressen in ihrer Zugend im Herbst; dann gehen sie zur Überwinterung von den Bäumen herunter und ringeln sich zur Winterruhe unter der Moosdecke liegend zusammen. Zm Frühjahr bäumen sie wieder am, um die Vernichtung der Nadeln in verstärktem Maße fortzusetzen. Da sie zu diesem Zwecke am Stamme emporklettern muß, verlegt man ihr den Weg dureb klebrige, aus „Raupenleim" hergestellte Ringe, welche mit sehr sauber arbeitenden primitiven Holzkellen oder mit „Leimschläuchen" angelegt werden, die nach Art der Farbentuben konstruiert sind. Vor dieser Arbeit muß die Rinde mit einem Messer geglättet werden. Weil hierbei die rote Farbe der Rinde sehr auffällig wird, sagt man, der Bestand wird vor dem Leimen „gerötet".
Die Nonne (läparis wouaeba), welche im Jahre f888 einen großen Zerstörungszug durch Deutschland am Nordrande der Alpen begann und ihn nach Norden fortsetzend erst ums Zahr thOO in Skandinavien beendete, hat dabei auch unsere Provinz heimgesucht, nicht als ob sie von fern herangezogen wäre, sondern infolge örtlicher Vermehrung, durch das Eintreten gewisser ihr sehr günstiger allgemeiner Verhältnisse. Wenn auch vielfach Wanderzüge der Nonne bemerkt werden und der starke Nonnenfraß, welcher 1845 in Ostpreußen begann, durch die aus Rußland kommenden Nonnen veranlaßt wurde, so ist ihr Auftreten in den YOer Jahren nicht auf ein Wandern des Falters von den Alpen bis zum Belt zurückzu führen. Von 1837—>840 war in den brandenburgischen Waldungen ebenfalls starker Nonnen- fraß. Auch in der neuesten Zeit tritt sie wieder heftig auf. IH02 in Neuthymen, Menz und Tauer und I ft06 in folgenden Revieren: Hochzeit, Steinbusch, Regenthin, Marienwalde, Lübesee, Lladow-West, Massin, Zicher, Sorau, Reppen, Neu-Glie- nicke, Freienwalde, Rüthnick, Steinberge und Neuendorf.
Zum Glück erholt sich die Kiefer in der Regel vom Nonnenfraß, so daß Maßregeln der Abwehr meist nicht notwendig werden. Kahlgefressene Fichten aber sterben ab. Beachtenswert ist die Tatsache, daß die Nonne, obgleich sie oft in großer Zahl sich in den Städten, fern vom Walde, an den Lampen sammelt, sie im Bestände durch starke Lichtquellen nicht so angelockt wird, daß ihre Vertilgung möglich wäre. Zn Brandenburg fanden derartige versuche im August I8Y7 im Revier Rüthnik statt.
Konnte dem Ergebnis dieses Versuches keine Bedeutung für die Praxis des Forstschutzes zugesprochen werden, da die Betriebskosten zu groß, die Zahl der ge-