Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
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mit doppelter Schneide und Steinbeile mit halbkugeligem Bahnende kennzeichnen sich schon durch ihre Form als Zeugen der frühesten Metallzeit und leiten als reifste Frucht der Steinzeitkultur zugleich hinüber in die Glanzperiode der Borzeit, die Bronzezeit.

2. Beginn der Bronzezeit.

Waffen und Werkzeuge, die aus reinem Kupfer gefertigt waren, erwiesen sich als wenig brauchbar. Das Kupfer war zu weich. Beile und Arte schlugen sich breit. So ergab sich die Notwendigkeit, das Kupfer zu Härten, und man suchte diesen Zweck zu erreichen, indem man dem Kupfer ein anderes Metall beimischte. Auf diese Weise ließ es sich auch leichter bearbeiten. Als beste Legierung ergab sich die Bronze, eine Mischung aus Kupfer und Zinn. Wir sind heute imstande, an der Hand zahlreicher Funde den Abergang vom reinen Kupfer zur Bronze genau verfolgen zu können. Zuerst mischte man dem Kupfer nur wenig Zinn bei. Die ältesten Bronzen enthalten 9598 ^ Kupfer und nur 25 Zinn. Bald aber hatte man die gute Wirkung der Bei­mischung von Zinn erprobt, fügte mehr und mehr vom härteren Metalle bei, und so kam man schließlich, und zwar noch im Laufe der ersten Bronzeperiode, zu der klassischen Bronzemischung, die aus etwa 90 ^ Kupfer und IO A Zinn besteht. Diese Versuche, das Kupfer zu Härten, geben uns eine glückliche handhabe für die chronologische Be­urteilung eines Fundes. Zinnarme Bronze kommt fast nur am Anfänge der Bronze­zeit vor.

Den Beginn der Bronzezeit haben wir für die Mark und ganz Nord­europa, ja für ganz Europa überhaupt, an das Ende des dritten und den Anfang des zweiten Jahrtausends zu setzen?) In Ägypten beginnt die Bronzezeit schon früher. Mit dem Metall war ein ganz neuer Trieb in die Menschheit gekommen, und so haben wir denn auch die Bronzezeit als ein goldenes Zeitalter auf­zufassen. Sie ist das Heroenzeitalter nicht nur auf klassischem, sondern auch auf mär­kischem Boden.

Das Interesse für die Bronzezeit und die Einführung in die Kenntnis des Zeit­alters verdanken wir wie so vieles andere in der Vorgeschichte unseren germanischen Brüdern in Skandinavien. Nicht durch das Studium der klassischen Kulturen der Griechen und Römer wurde uns das Verständnis für die Vorzeit erschlossen. Die Funde selbst zwangen zur Beobachtung, und durch Vergleichung der Fundverhältnisse kamen deutsche und nordische Forscher auf den Gedanken, daß vor dem allgemeinen Gebrauch des Eisens Werkzeuge, Waffen und Schmuck aus Bronze und noch früher aus Stein gefertigt waren. Diese Erkenntnis führte zur Aufstellung des Dreiperiodensystems, wie es als erste Danneil und Thomson erkannten und mit Eifer und zuversichtlicher Ge­wißheit vertraten?) Später hat der Vergleich mit Altertümern der vorklassischen und der klassischen Periode in Italien, Griechenland usw. mehr und mehr Klarheit geschaffen.

9 C>. ttkontelius: Die Lhronologie der ältesten Bronzezeit, >900. Dazu auch : lf. Schmidt: prahlst. Zeitschr. I, 1909, S. 129. Ld. Meyer: Gesch. des Altertums I 2, S. 58 n. 7 H 2 ff.

9 Mannus II 29-4 ff.

Brandenburgische Landeskunde. Bd. Hl.

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