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Hügel war zu groß. Der „Sarg" wurde nicht gefunden, und der Besitzer ging wirtschaftlich zugrunde. Während der folgenden Jahre versuchte man, den Hügel als Steinbruch auszubeuten. Ganze Straßen und der Bahnhof in perleberg sind mit Steinen aus dem Hinzerberg gepflastert worden.
Im Jahre s899 stießen die Arbeiter im Innern des Hügels auf eine mächtige Steinkammer (Abb. 20 H. Sie ist neuneckig, etwa 1,75 m hoch und mißt mehr als 2 iu im Durchmesser. Der Boden zeigte eme festgestampfte Lehmschicht. Die Wände bestanden
aus Findlingsblöcken, die übereinandergeschichtet waren. Nach oben zu schieben sich die Blöcke weiter und weiter ins Innere vor und stellen so ein kuppelartiges, falsches Gewölbe her. Die Wände der Kammer waren mit einer glatten, sandigen Tonschicht bekleidet und zum Teil rot und weiß bemal t. In dieser Kammer — dem ersten „Sarge" — stand ein großes Tongefäß (Taf. II, 2), das mit einem Deckel sorgfältig verschlossen war. Der Deckel ist mit einem breiten Falz versehen und außerdem noch durch gekrümmte Tonnägel befestigt.
Das Tongesäß — der zweite „Sarg" — umschloß eine hohe Bronzeurne, die mit einem Bronzedeckel verschlossen war (Taf. II, 3). Sie enthielt die Leichenbrandreste eines 30 bis HOjährigen Alarmes und Knochen eines Hermelins. Die Bronze - urne — der dritte „Sarg"
— hat ursprünglich anderen Zwecken gedient. Als man das Gefäß als Urne verwenden wollte, mußten die beiden Henkel abgebrochen werden; sonst hätte man sie nicht in das Tongefäß hineinstellen können. Die Bronzeurne gehört zu den getriebenen Gefäßen der jüngeren Bronzezeit, die aus dem Süden, aus Italien stammen. Die einzelnen Stücke sind zusammengenietet. Neben dem großen Tongefäß standen in der Kammer noch zwei kleinere Urnen aus Ton von durchaus nordischem Tharakter. Die eine enthielt die Leichenbrandreste einer Frau im Alter von 20—30 Jahren, die andere Reste einer jugendlicheren Leiche, vermutlich ebenfalls weiblichen Geschlechts. Möglicherweise rühren sie von Nachbestattungen her. Vielleicht aber herrschte auch hier die Sitte, daß die Gattin dem Gemahl, die Dienerin der Herrin auf den Scheiterhaufen folgte oder folgen mußte.
Lin „Königsgrab" muß es in der Tat gewesen sein; denn wahrhaft königlich ist es
Abb. 204. Verzierungen auf beiden Seiten eines Bronzemessers aus dem Röuigsgrabe bei Seddin. II. 22-VS. */s.
Abb. 202. Verzierung auf dem Rasiermesser aus dem Mnigsgrabe von Seddin. II. 22--g8. ^2.