Teil eines Werkes 
Bd. 1, Teil 3 (1914) Die Kunstdenkmäler des Kreises Ruppin / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
Einzelbild herunterladen

Geographiſch⸗geologiſche Einleitung.)

Die Prignitz⸗Ruppiner Böſchung. Grenzen.

Das obere Haveltal zwiſchen der mecklenburgiſchen Grenze und Liebenwalde , ſowie die ſumpfigen Niederungen, die von dort über das Kremmener Luch und dem Laufe des Rhins folgend zur unteren Havel ziehen, trennen von der Provinz Branden burg einen nordweſtlichen Zipfel ab, der im Norden und Nordweſten an Mecklen­ burg ſtößt, im Weſten und Südweſten durch die untere Havel und Elbe von der Altmark geſchieden wird und die drei Kreiſe Weſtprignitz, Oſtprignitz und Ruppin enthält. Die Grenze dieſer Landſchaftsgruppe gegen Mecklenburg beſteht aus zwei nahezu geradlinigen Abſchnitten. Von der Elbe bis Klein-⸗Pankow verläuft fie etwa ſüdweſt⸗nordöſtlich, zuerſt am Rande der Eldeniederung, dann über die Ruhner Berge fort; von Klein-Pankow bis Wentow nimmt fie eine weſtnordweſt-oſtſüdöſtliche Richtung parallel dem unteren Elbtale an, wobei fie teilweiſe der oberen Doſſe niederung folgt. Im Süden bildet der Lauf des Rhins und der Doſſe die Scheide linie, im Oſten weicht dagegen die politiſche Grenze etwas von der oben erwähnten natürlichen ab, inſofern das Oſthavelland bei Beetz und Sommerfeld ein wenig nach Norden über das Kremmener Luch, der Kreis Templin bei Zehdenick nach Weſten über die Havel hinübergreift. In den kleineren politiſchen Verbänden tritt die Be deutung natürlicher Grenzlinien meiſt ſtark zurück hinter dem Einfluß hiſtoriſcher Wechſelfälle. Nur das Rhin - und Doſſe⸗Luch ſchied durch feinen unüberſchreitbaren Moorboden den Norden ſo ſcharf vom Süden, daß ſie eine dauernde Grenze bildeten. Anders die obere Havel . Als ſchiffbarer Fluß, deſſen Ufer nördlich Liebenwalde meiſt feſt und durch keinen breiten Sumpfgürtel von der Umgebung getrennt ſind, wurde die Havel früh eine wichtige Zufahrtſtraße, und Zehdenick , das an ihr entſtand, mußte nach beiden Seiten ſeinen Einfluß ausdehnen. War das Sumpftal im Süden ein unüberwindliches Hindernis des Verkehrs, ſo wurde das Haveltal zur wichtigen Verkehrsader. Ahnliche Geſichtspunkte müſſen wir auch berückſichtigen, wenn wir die inneren Grenzen innerhalb des Prignitz-⸗Ruppiner Landes betrachten.

Die alte Trennung in Prignitz und Grafſchaft Ruppin bedeutet die Entwicklung zweier Wirtſchaftsgebiete unabhängig voneinander, deren Grenze im einzelnen vielfach gewechſelt hat, ihre natürliche Urſache aber in den weiten Flächen trockenen Sand­bodens findet, die ſich, noch heute durch ausgedehnte Kiefernwaldungen bezeichnet, zwiſchen Wittſtock und Lindow von der mecklenburgiſchen Grenze bis gegen Kyritz

1) Über die allgemeine geologiſche Einführung zum erſten Bande ſiehe Teil 1(Weſtprignitz) und Teil 2(9ſtprignitz).

Kunſtdenkm. d. Prov. Brdbg. I. 3. Ruppin. 1