IV Ruppin.
des Urſtromtals lag trocken!). Unter dem Einfluſſe der nahen, gewaltigen Eismaſſen haben damals trockene, vom Eis her wehende Oſt- und Oſtſüdoſtwinde in der Pro— vinz geherrſcht, die ein wüſtenartiges Klima erzeugten und die Bewachſung dieſer Sandflächen verhinderten. Sie wehten den Sand zu Dünen zuſammen, die als geradlinige und bogenförmige Kämme von Höhen bis zu 20 m noch heute— wenn auch bewachſen— erkennbar ſind. Solchen weißen Dünenbergen verdankt u. a. Wittenberge ſeinen Namen.
Mit dem weiteren Zurückweichen des Eiſes endete auch die Herrſchaft der trockenen Oſtwinde, und das Überwiegen feuchter weſtlicher Winde, entſprechend unſerem heutigen Klima, bewirkte die Ausbildung der jetzigen Bewäſſerungsverhältniſſe. Die Flüßchen, die nun von der Prignitz⸗Ruppiner Böſchung zur Havel und Elbe ſtrömten, haben ſich ihre Täler nicht ſelbſt gegraben, ſondern im weſentlichen die Muldenformen benutzt, die das zurückweichende Inlandeis geſchaffen hat. Dabei wurden dieſe vielfach in Sümpfe und Seen verwandelt(Brüſenhagener Niederung, Kyritzer Seen uſw.), die allmählich vertorften oder noch in dieſer Umwandlung begriffen ſind. Aber dadurch wurden die Waſſer geſtaut, die der Elbe aus dem Gebiete der Havel zuſtrömten. Deren Unterlauf verſumpfte demgemäß, und die Bruch: ländereien ſüdlich von Neuſtadt ſind ſo entſtanden zu denken. Eine andere Urſache kommt für das obere Rhinluch im Ruppiner Kreiſe in Betracht. Die Oſtwinde der Trockenperiode hatten an den Nordrand des Urſtromtales große Maſſen von Dünen— fand geworfen. Vom Frieſacker Zootzen ziehen ſich dieſe Dünenbildungen, heute faſt durchweg mit Wald bedeckt, bis Dreetz hin und finden ihre Fortſetzung in der Forſt nördlich von Havelberg . Durch dieſe Flugſande fand der Rhin ſeinen Abfluß in das Urſtromtal gehindert, fein Waſſer ſtaute ſich davor, und fo wurde das Sumpf—gebiet des oberen Rhinluches erzeugt. Nur die Stepenitz und die Doſſe haben ſich ſtellenweiſe ein ſcharf eingeſchnittenes Bett in ihren Untergrund genagt. Wo das Waſſer die großen Niederungen erreichte, ſtockte der Abfluß, zumal beim Frühjahrshochwaſſer, und dadurch bildeten ſich die gewaltigen Moorflächen des Rhinluches und havelländiſchen Luches und die kleineren Moore im Randgebiete des Urſtromtals innerhalb der Weſtprignitz(Lenzer Silge u. a.). Ganz anders wirkten die Waſſer der Elbe, die von den Mittelgebirgen reichliche Schlickmaſſen mit ſich führten und dieſe in ihrem Überſchwemmungsgebiet als fruchtbare fette Tondecke abſetzten.
Bodenarten. Aus dieſer Entſtehungsgeſchichte ergibt ſich die Verteilung der Bodenarten in ihren Grundzügen. In der Elbniederung Tonboden(Elbſchlick, im Urſtromtal und in den Luchgegenden Moor- und Sandflächen, zuweilen mit Dünen, im Höhenlande ein Wechſel zwiſchen moorigen oder ſeenführenden Niederungen und den Wellen—
) Nach anderer Auffaſſung— die zurzeit noch verbreiteter iſt— benutzten auch die Oder- und Weichſelwäſſer vorübergehend das untere Elbtal zu ihrem Abfluß. Vgl. Wahnſchaffe, Urſachen der Oberflächengeſtaltung des norddeutſchen Flachlandes, 2. Aufl. 1904, auch Elbſtromwerk Bd. 1, S. 209 ff.; ganz kurz in Albrecht und Graupe, Wanderbuch durch die Mark Brandenburg.