Geſchichtliche Einleitung. XXIII
Neuruppin und Wuſterhauſen entgegen und ließ beſonders in Altruppin das Allodialvermögen den Erben, nämlich dem Grafen v. Mansfeld als Vormund Apolloniens, der ſpäteren Frau v. Herſtall, und dem Freiherrn v. Geroldeck, dem Gemahl der Gräfin Anna, überantworten. Von der Sorgfalt, mit der Kurfürſt Joachim J. ſich der neuerworbenen Herrſchaft annahm, legt das auf ſeinen Befehl von Redorfer verfaßte Landbuch von 1525, das als Seitenſtück zu demjenigen Kaiſer Karls IV. gelten kann, glänzendes Zeugnis ab. Die Städte ebenſo wie die„Erbarmannen“, z. B. die Gühlen und Fratz, die Woldeck und Zieten, die Quaſt und Gröben ließen ſich nunmehr von den Hohenzollern ihre Lehen beſtätigen; in den Eintragungen in das ſogenannte Ruppiniſche Buch wies der Kurfürſt darauf hin, daß mit dem letzten Grafen „Schilt und Helm begraben worden und ſoliche berurte Graffſchaften und Herſchafften Lindow und Ruppin an uns als den Lehen-Herrn und Landesfürſten heymgefallen fein.” 1535 wurde die Herrſchaft der Gemahlin Joachims II., der polniſchen Prinzeſſin Hedwig, zum Wittum verſchrieben. In der Urkunde iſt von der Grafſchaft Ruppin , comitatus Ruppinensis, die Rede, als deren Burgen(arces) Antiqua Ruppin, Goltbeck, Neuſtadt, und Städte(eivitates) Nova et antiqua Ruppin, Granſoye, Wuſterhauſen , Neuſtetlein, Wiltberg bezeichnet werden. Noch im 19. Jahrhundert pflegte ſich König Friedrich Wilhelm III. auf Reifen, die er inkognito machte, Graf von Ruppin zu nennen; freilich, das Land Ruppin als ſolches war nie eine Grafſchaft.
Reformation.
Die Reformation wurde nach 1539 ohne weſentliche Störungen eingeführt; fie gab zu der von Fontane erzählten Legende von der Maus, die die Ratte an der Decke der Neuruppiner Kloſterkirche verfolgt, Anlaß. Der kirchliche Unterbau auf dem Lande blieb unangetaſtet, da man die althergebrachten Pfarr: und Filialverhältniſſe beſtehen ließ; freilich der Unſitte, daß die Pfarrer durch ſchlecht beſoldete „Mietlinge“ ihre geiſtlichen Stellen verwalten ließen, bereitete man gründlich ein Ende. Die ſtädtiſchen geiſtlichen Genoſſenſchaften, beſonders der Dominikaner⸗Konvent und der Kaland zu Neu ruppin , wurden aufgehoben; das„Münche Cloſter“ in Neuruppin übertrug Joachim II. 1564 dem Rate. An die Stelle der Pröpſte traten die geiſtlichen Inſpektoren, ſpäter Superintendenten genannt. Das Patronat nahm in den Städten durch1 Der Mat An ſich 8 jedoch Ina den Siegel der Stadt Wuſterhauſen an der vielen Dörfern, die zu dem Zehdenicker Nonnen⸗ Ant: vom 14.,(Geb. kloſter(z. B. Woltersdorf), beſonders aber zu dem Staatsarchiv). Umſchrift:[S]IGILLU[M] Lindower Stift gehörten; deſſen Einkünfte wurden WUSTERHUSE[N].
Abb. VIII.