Geſchichtliche Einleitung. XXV
Die Landeshauptmannſtellen wurden mit angeſehenen Perſonen von altem Adel beſetzt. So ſtand von 1573 an Ludolf v. d. Kneſebeck an der Spitze der Herrſchaft, in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges Sebaſtian v. Waldow; zum letzten Male wird als Landeshauptmann der Oberſt Adam Chriſtian v. Flanz 1723 genannt.
Die Verödung der Dörfer, die ſchon im 15. Jahrhundert begonnen, machte nach 1618 erſchreckende Fortſchritte. Die Berichte in Beckmanns Nachlaß erweiſen, daß wohl wenige Kreiſe der Mark ſo vielen Kriegsleiden ausgeſetzt waren wie das den Durchzügen beſonders preisgegebene Land Ruppin. 1623„tumultuierten“ die Bürger bei Einforderung der Kriegsſteuer. 1625 lagerte ſich das Mansfeldiſche Volk in Wuſtrau ein, ſo daß auch keine einzige bäuerliche Familie ſich dort behauptete; 1626 kamen die Dänen, 1627 wirtſchafteten die Kaiſerlichen übel, nachdem fie die Dänen fortgejagt. In demſelben Jahre klagten Bürgermeiſter und Rats mannen von Granſee dem Kurfürſten:„wir müſſen unſere abgefertigten Bürger uf dem Cremminſchen und Bötzowiſchen Päßen erhalten, werden von däniſch Kriegsvolck bedrengett, können unmöglich auch noch zur Kayßerl. Armee contribuiren.“ Von 1627 an plünderte General Tilly den Kreis aus.„1632 bis 1637“, fo ſchließt der Bericht,„haben meiſtens die Schweden darin gehauſet, 1638 iſt der Kreis wieder von den Kaiſerlichen verwüſtet worden— wobei die Lindower Kloſterbauten niederbrannten— und hat bis 1644 in ſeiner Verwüſtung gelegen“. In Neuruppin ſetzten ſich 1639 Schweden feſt,„2000 Pferde und etwas Fußvolk“, wie es im Theatrum Europaeum heißt. Da rückten die Brandenburger mit zwei halben Kanonen an. Doch Generalmajor Axel Lilie nahm ihnen beide„Stücke“, die des Statthalters Grafen Schwarzenberg eigene Kutſchpferde ziehen halfen, ab und tötete 300 Mann. Infolge der Peſt wurde damals Wuſterhauſen ein„wüſtes Haus“. Claus Bellin erzählt in einem Schriftſtück vom 29. September 1640 im Radens— lebener Herrenhaus,„das vihle Dorper verbrant unde mein Gut alhier auch ab— brant, vorheeret und vorzehrt iſt worden, daß alhir ſein die Leute ſo ſehr geſtorben, das ſei ſich nicht beerdigen konnen, ſondern dei Hunde haben ſei gefreſſen, und her naher dei weinig Leute, fo über bleiben, dei Hunde widergeſen haben.... Eh haben mih dei Krigesleute offete in Holtze gejaget, habe ich mit den Ekern eſen müſen von Hungersnot, und mih ein mahl mit Stricken gebunden mih in Holtze ermorden wollen.“ Folgende Ritterſitze waren abgebrannt, wie Pfarrer Collaſius im Gottberger Kirchenbuch berichtet: Walsleben(-v. Klitzing), Dabergotz (v. d. Gröben), Kränzlin(v. Leeſten), Werder (L. Fraß), Buskow, Wuſtrau und Langen(w. Zieten ), Walchow x. Wuthenow ), Manker(v. Schütten), Vichel(9. Pfuel ), Nackel(v. Lüde ritz , Segeletz(⸗». Wuthenow ) und Wildberg (9. Woldeck). Kein Wunder, daß Matthias v. Zieten auf Wuſtrau ſchon 1629 bei dem Pfarrer zu Bellin 200 Taler aufnehmen mußte und daß die abgebrannten Bellinſchen Güter zu Radensleben keinen Abnehmer fanden. Allenthalben hatte das Raubzeug ſich ſo vermehrt, daß der Große Kurfürſt die Bürger zu Wolfsjagden beorderte. Seiner Tatkraft war es zu ver— danken, daß die Schweden , die bereits zu Garz bei dem Hauptmann v. Quaſt übel gehauſt hatten, 1675 ſchnell vertrieben wurden; damals verſteckte ſich der Pfarrer